Andacht vom 06.07.2004:
Schutz in Gefahr
Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts. 1. Johannes 4,17
In einer Ballade erzählt der Sänger Reinhard Mey aus seiner Schulzeit. Er hatte ein schlechtes Zeugnis bekommen und wollte es seinen Eltern nicht zur Unterschrift vorlegen. Kunstvoll fälschte er deshalb die Namenszüge seines Vaters und seiner Mutter. Als das herauskam und die Eltern mit ihrem Sohn vor den Rektor zitiert wurden, nahm der Vater ruhig das Zeugnis in die Hand und sagte dem Schulleiter ins Gesicht, dass dies zweifelsohne seine Handschrift wäre; das gleiche behauptete die Mutter. - Ein Lied, das zum Nachdenken anregt.
Eltern, die ihrem Kind signalisieren, dass sie es niemals ausliefern, geben zu verstehen, dass sie ihr Kind nicht um seiner Leistung willen, sondern unter allen Umständen lieben. Sie handeln nach dem Prinzip "Zuflucht statt Zucht".
Wir als Christen können hier Parallelen ziehen. Wir dürfen gewiss sein, dass wir am Tag des Gerichts Gottes einen Fürsprecher haben: Da steht einer, der uns liebt, zwischen Gottes Urteil, das wir verdient hätten, und uns. Da ist einer, der uns nicht der Verdammnis ausliefert, sondern in Schutz nimmt - einer, für den nicht unsere Leistung, sondern unsere Liebe zählt.
Diese Erkenntnis soll uns Trost und zugleich Leitgedanke in unserem Leben sein. Wir wollen nachsichtig und barmherzig mit unseren Mitmenschen umgehen, weil Christus auch mit uns barmherzig und nachsichtig ist. Wie ER mir, so ich dir!
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.