Andacht vom 19.05.2009:
"Gestresster Großvater schau oba!"
Die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. Prediger 9,5
"Ich widme diese Medaille meinem verstorbenen Vater. Ich weiß, dass er im Himmel zuschaut." Diese Worte sprach - mit Tränen in den Augen - "Rodel-Held" Georg Hackl (genannt Hackl Schorsch) 2002 in Salt Lake City, nachdem er seine fünfte Olympia-Medaille in Folge gewonnen hatte.
Ohne die Empfindungen dieses Sportlers verletzen zu wollen, frage ich mich: Wäre das gut gewesen, wenn sein Vater wirklich zugeschaut hätte? Dann hätte er wohl mit gelitten, als sein Sohn drei Jahre später sich erneut an der Bandscheibe operieren lassen musste; oder als er Anfang 2006 an einer schweren Virusgrippe erkrankte; oder als er im selben Jahr wegen einer Nervenentzündung im linken Arm bei den Winterspielen in Turin seine Rodelsport-Karriere ohne Medaille beendete. "Armer Vater!", kann ich da nur sagen. Er käme im Himmel überhaupt nicht zur Ruhe!
Mein Vater hätte jahrelang nichts zu feiern gehabt, hätte er vom Himmel herab zugeschaut, wie seine junge Witwe mit zwei Teenagern - zuerst in der Heimat und später in einem fremden Land - versuchte, sich durchs Leben zu schlagen. Die biblische Lehre, dass die Toten bis zur Auferstehung ruhen und nichts von dem mitbekommen, was auf Erden geschieht, hat meine Mutter und uns Kinder damals sehr getröstet. Die weit verbreitete aber nicht biblisch fundierte Auffassung des Georg Hackl wäre für uns und für viele Menschen eine Belastung gewesen, die in jungen fahren oder plötzlich und unerwartet einen geliebten Angehörigen oder engen Freund verlieren.
Gott hat auch alles, was den Zustand im Tod betrifft, weise eingerichtet: Es ist wie ein Schlaf, sagte Jesus mehrmals. Für Menschen, die im Glauben an Jesus Christus als ihren Retter entschlafen sind, ist der nächste Augenblick, den sie beim Erwachen mitbekommen, das zweite Kommen von Jesus auf die Erde, um sie wieder zum Leben zu erwecken (1 Ths 4,16ff.).
Der Trost, den uns Gott bezüglich unserer lieben Verstorbenen in seinem Wort gibt, ist viel besser, als die Vertröstungen, die der Volksglaube hartnäckig verbreitet. Er ist nicht nur besser, er ist auch wahr!
Elí Diez-Prida
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.