Andacht vom 04.08.2004:
Urlaubshektik
Die Leute werden im Land umherirren, vom Toten Meer bis zum Mittelmeer und vom Norden bis in den Osten. Sie werden überall nach einem Wort des Herrn fragen, aber keines zu hören bekommen. Amos 8,12 (Die Gute Nachricht)
Kennst du diese Art Stadtrundfahrten - in Paris, Rom oder London? Die Busse quälen sich durch den dichten Verkehr, halten abrupt vor einer Sehenswürdigkeit, die Touristen dürfen ein Foto machen als Beweis, dass sie an dieser Stätte waren, und weiter gehts. Eiffelturm oder Petersdom, St. Paul's Cathedral oder Nikolaikirche, Semperoper oder Jungfraujoch. Es gibt auch Rundfahrten, bei denen die Touristen mehr Zeit haben, die fremden Attraktionen in Augenschein zu nehmen. Also raus aus dem Bus und rein in eine Kirche; ein Rundgang, raus aus der Kirche und weiter zur nächsten Kirche, zum nächsten Denkmal oder zu einer berühmten Galerie.
Sind wir schon so geprägt von unserem Alltag, dass wir seine Hektik mit in den Urlaub nehmen? Ist eine Kirche nicht eher ein Ort der Ruhe, der Entspannung, selbst wenn sie noch so sehenswürdig ist? Sie wurden doch nicht nur aus Repräsentations-, sondern auch aus Glaubensgründen errichtet! Ihre Bauherren mögen sich in ihrem Glauben geirrt haben - allein ihre Treue zu Gott und ihre Beschäftigung mit dem Glauben sind auch heute noch ein paar Gedanken wert.
Solche Zeugnisse des Glaubens sieht man nur mit dem Herzen gut, nicht mit der Fotolinse. Glaubensaugen brauchen Ruhe, und nur die macht einen Urlaub wirklich aus. Lassen wir uns nicht zu sehr von allen möglichen Attraktionen um uns herum gefangen nehmen! Sonst könnte es sein, dass wir Gott und seine Botschaft ganz vergessen. Dann würden wir im Land "umherirren" und "nach einem Wort des Herrn fragen, aber keines zu hören bekommen".
Rainer Sens
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.