Andacht vom 08.11.2009:
Wenn "unser Hahn" kräht ...
Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn. Matthäus 26,74
"Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich; denn sie merkten, dass sie ungelehrte und einfache Leute waren, und wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren." (Apg 4,13)
Haben wir nicht manchmal Mühe zu glauben, dass in beiden Texten von demselben Petrus die Rede ist? Petrus spielt in der Jüngerschaft eine ganz eigentümliche Rolle. Wie oft scheint er als erster unter seinen Kollegen die Situation zu erfassen und sofort entsprechend mit Worten - und einmal sogar mit einem Schwert - zu reagieren, und er hat auch keineswegs immer Unrecht. Er beweist Mut und Einsatzfreudigkeit, als man seinen Herrn und Meister auf hinterhältige Art und Weise gefangen nimmt und scheut sich nicht, in seiner Nähe zu bleiben, als die Obrigkeit den unbequemen Mahner mit einem infamen Prozess ausschalten will. Offenbar hält er es auch für taktisch klug, sich in Gespräche mit denen einzulassen, die sensationslüstern auf den Ausgang des Verfahrens gegen diesen Jesus warten. Dass er aber durch seinen galiläischen Akzent mit diesem in Verbindung gebracht werden könnte - was dann tatsächlich auch geschah -, ist seiner Vorsicht wohl entgangen. Und plötzlich gewinnt dann doch die Angst um das eigene Leben die Oberhand.
Aber nun mal Hand aufs Herz: Wem von uns ist es nicht schon bei wesentlich geringfügigeren Gelegenheiten ähnlich ergangen? Es muss ja nicht immer gleich Fluchen und Beschwören der Unwahrheit sein. Reicht nicht manchmal auch ein Schweigen vollkommen aus? Also bitte keinen Stein auf Petrus!
Wir sollten aber dankbar sein, dass auch für uns die Chance auf Veränderung besteht. Aber gewiss hat nicht nur sein aufrichtiger Vorsatz, nie mehr wieder so zu versagen, aus Petrus den freimütigen Bekenner werden lassen. Dem war das besondere Wirken des Heiligen Geistes zu Pfingsten vorausgegangen (Apg 2). Und ihn als seinen Stellvertreter und besondere Kraft von oben hat Jesus auch uns verheißen. Rein äußerlich dürfte sich an Petrus kaum etwas verändert haben. Er war nur wenige Tage älter geworden, noch immer ein Galiläer, noch genauso ungelehrt und vermutlich genauso impulsiv. Doch nun gab es eine Botschaft, die er keinesfalls mehr verschweigen konnte (Apg 2,20).
Sollte sich diese göttliche Begeisterung nicht auch für uns wiederholen können?
Theodor Pfingstl
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.