Andacht vom 20.02.2010:
Völker gebe ich für dich hin, ja die ganze Welt, weil du mir so viel wert bist und ich dich liebe. Jesaja 43,4b (Gute Nachricht Bibel)
Eine Folge der Globalisierung ist die Tatsache, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht. Studien zeigen, dass die Armut in Deutschland zunimmt und immer mehr Menschen, darunter viele Kinder, unter der Armutsgrenze leben. Es gibt ganze Familien, die aus der Sozialhilfe nicht mehr herauskommen. Besonders trifft es Arbeitslose oder Menschen, die durch Minijobs nur wenig verdienen.
Das, was in unserer Marktwirtschaft zählt, sind Leistung, Ansehen und Reichtum. Wer nichts leistet, ist nichts wert. Viele Menschen spüren bereits die Entwürdigung, wenn sie den langen Antrag auf Leistungen nach dem Hartz IV-Gesetz ausfüllen. Auf den Erwerbslosen liegt der Verdacht, sie hätten ihre Arbeitslosigkeit selbst verschuldet. Da werden Opfer zu Tätern gemacht. Immer mehr Arbeitslose sind ohne Hoffnung, ohne Perspektive. Das ist kein Leben mehr auf Augenhöhe mit den andern.
Der christliche Glaube stellt sich gegen die Vorherrschaft der materiellen Werte in der Leistungs-und Geldgesellschaft. Jesus Christus betonte immer wieder: Was wirklich zählt, ist der Mensch; er steht für Gott im Mittelpunkt und ist ihm so viel wert, dass er sogar seinen Sohn für ihn dahingab. "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat." (Joh 3,16 NL) Das gipfelt im Gebot der Nächstenliebe, das deutlich macht, dass der Mensch höher im Kurs steht als Leistungsstreben, Geld und Wohlstand.
Die Christen und ihre Kirchen haben den Auftrag, einen Kontrast zu den Werten der Markt- und Leistungsgesellschaft darzustellen. Das ist nicht leicht, denn auch christliche Gemeinden sind von den Werten dieser Welt infiltriert worden. Ellen G. White schrieb: "Geld ist der Maßstab, durch den in der Marktwirtschaft Menschen bewertet werden. Und leider wird es in unseren Gemeinden zum Maßstab des Charakters gemacht." (Manuscript Releases, Nr. 20, S. 385)
Es ist deshalb wichtig, ganz bewusst die Werte Gottes im Gemeindealltag zu verkünden und zu leben und die Werte der Welt abzuwehren. Das zeigt sich besonders darin, wenn wir die Liebe Gottes den Menschen vermitteln, die zu den Verlierern der Leistungsgesellschaft zählen.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.