Andacht vom 27.06.2010:
Damals lebte in Kafarnaum ein königlicher Beamter, dessen Sohn war krank. Als er hörte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen war, ging er zu ihm und bat ihn: "Komm doch nach Kafarnaum und mach meinen Sohn gesund; er liegt im Sterben ..." Der Beamte bat ihn: "Herr, komm doch mit mir, bevor mein Kind stirbt!" "Geh ruhig heim", sagte Jesus zu ihm, "dein Sohn lebt!" Er glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und ging. Johannes 4,46b-50 (Gute Nachricht Bibel)
Manchmal wünschen wir uns, es möge ein Wunder geschehen. Vielleicht sind wir schon lange auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, aber wir erhalten nur Absagen. Oder der Arzt stellt bei uns Krebs fest, und wir wünschen uns ein Heilungswunder.
Ähnlich ging es auch dem königlichen Beamten. Sein Sohn ist erkrankt und liegt im Sterben. Mit dem Mut der Verzweiflung wendet er sich an Jesus, von dem bekannt ist, dass er Wunder tat. Jesus geht auf seine Bitte ein. Er schickt ihn mit der Zusage nach Hause, dass sein Sohn wieder gesund ist.
Der Beamte glaubt Jesu Wort und kehrt nach Hause zurück - einige Stunden Fußmarsch über staubige Wege. Er hat gehofft, dass Jesus ihn begleiten würde. Nun muss er allein gehen, innerlich angefüllt von Hoffen und Bangen. Möglicherweise sind ihm auch wieder Zweifel gekommen.
Zuweilen ist es in unserem Leben ähnlich: Wir erwarten das Handeln Gottes, weil wir nicht mehr weiterwissen. Wir wenden uns im Gebet an ihn - und er erwartet nichts weiter als unser Vertrauen. Dann schickt uns Jesus wieder zurück in unser Leben. Er geht nicht immer nebenher, um uns zu stützen - er ist scheinbar weit weg. Aber sein Wort gilt, und er möchte, dass wir uns auch dann darauf verlassen, wenn wir allein unterwegs sind.
Kurz vorm Ziel begegnen dem königlichen Beamten einige seiner Diener, die ihm die Nachricht von der Heilung seines Sohnes überbringen (V. 51-53). Die Ungewissheit hat ein Ende. Gott hat seine Bitte erhört, noch bevor er es mit eigenen Augen sehen konnte.
Möglicherweise hat Gott unsere Bitte auch schon beantwortet, noch bevor wir es wahrgenommen haben. Manchmal müssen wir noch einen staubigen, beschwerlichen Weg zurücklegen, ehe wir die Antwort Gottes tatsächlich erfahren. Gott möchte dadurch unseren Glauben stärken und uns zu mündigen Christen werden lassen. Damit ist uns geistlich mehr gedient als mit einem schnellen Wunder.
Thomas Lobitz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
