Andacht vom 29.07.2010:
Nehmt mich zum Vorbild, so wie ich Christus zum Vorbild nehme! 1. Korinther 1,11 (Gute Nachricht Bibel)
Mich faszinieren Sonnenuhren. Nicht nur, vor allem aufgrund ihrer Vielgestaltigkeit. Wenn ich über ein großes Anwesen und entsprechende Mittel verfügte, würde ich zum Sammler von Sonnenuhren werden. Was reizt mich so an diesen geräuschlosen Wunderwerken? Zunächst der Tüftlersinn, der zur Entwicklung von Horizontal-, Vertikal-, Äquatorial- und Hohlsonnenuhren geführt hat.
Sie alle aber sind von der scheinenden Sonne abhängig. Versteckt diese sich auch nur einen Augenblick, so ist die Uhr nichts anderes als ein Stab an der Wand, ein seltsam geformtes Konstrukt oder ein nichtssagender Hohlkörper ohne praktischen Wert. Selbst der ermutigende Spruch: "Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur", hilft nicht weiter.
Diese absolute Abhängigkeit sagt mir viel. Nur im Licht der Sonne hat die Uhr etwas zu sagen. Und was sie dann sagt, hat Gewicht und ist verlässlich. Sie folgt allein der Sonne; wir Menschen dagegen verfolgen ihren Schatten. Über Selma Lagerlöfs Sonnenuhr standen die Worte: "Ich folge der Sonne - ihr meinem Schatten." Die Literatur-Nobelpreisträgerin (1909) und erstes weibliches Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie wusste, was sie damit sagt. Vorbilder auszuwählen, denen man uneingeschränkt folgen kann, ist kein Kinderspiel.
Paulus wagte es wohl nur, sich den Gemeindegliedern zum Vorbild anzubieten, weil er sich Jesus zum Leitbild genommen hatte. Damit soll nicht gesagt werden, dass Menschen nicht auch Hervorragendes zuwege bringen. Ich bin von der Hilfs- und Opferbereitschaft mancher Menschen immer wieder tief beeindruckt. Doch im Blickwinkel der Ewigkeit schrumpft das menschliche Tun letztlich zum Schatten. Richtet sich unser Sein hingegen auf Jesus Christus als unsere Sonne aus, kann selbst der Schatten, den wir werfen, noch ein Segen sein.
Es ist doch ermutigend, dass aus deinem und meinem Leben etwas Gutes werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass keine Wolke der Torheit, des Egoismus, der Ungeduld, der Herrschsucht, der Selbstgerechtigkeit - kurz: der Sünde - die Strahlen des Lichtes von Jesus Christus verdunkelt.
Felix Schönfeld
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
