Andacht vom 08.08.2010:
Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Jesaja 53,5
"Lieber Herr Klingeberg, heute habe ich einmal eine Frage. Petrus schreibt doch: ,Durch seine Wunden sind wir geheilt.' Warum geht es dann meiner Frau und mir gesundheitlich immer schlechter?"
Im ersten Moment musste ich ein wenig schmunzeln, doch dann bin ich ziemlich nachdenklich geworden, denn auf den zweiten Blick war unschwer zu erkennen, dass sich hinter dieser Frage ein ernstes Anliegen - oder eher noch ein möglicherweise folgenschweres Missverständnis - verbarg.
Wie jeder Bibelkenner weiß, geht es bei dem von Petrus zitierten Text (siehe 1 Ptr 2,14) im Zusammenhang um eine prophetische Beschreibung des Erlösungsopfers Jesu. Durch sein Leiden am Kreuz und seine Wunden werden wir von Schuld befreit und von den ewigen Folgen unserer Sünde geheilt.
Ein sorgen- und krankheitsfreies Leben hat uns der Herr dagegen nie versprochen, zumindest nicht auf dieser alten Erde. Und genau hier liegt für manchen Betroffenen das große Problem. Sie starten ihr Leben mit Jesus voll Enthusiasmus und im Vertrauen darauf, dass er seine Zusagen einhält. Sie nehmen 1. Petrus 5,7 "Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch" wörtlich, werfen wirklich alle Sorgen auf ihn, und das ist gut so. Aber dann wird trotzdem jemand krank, der Arbeitsplatz kommt in Gefahr, das Geld wird knapp - und Gott reagiert nicht. Was dann? Was bleibt, wenn es wirklich schwierig wird?
Unwillkürlich muss ich an Daniels Freunde denken. Sie hatten den sicheren Tod vor Augen, und dennoch gab es für sie nur eine einzige Antwort an einen größenwahnsinnigen Monarchen: "Wenn unser Gott, den wir verehren, will, so kann er uns erretten ... Und wenn er's nicht tun will, so sollst du dennoch wissen, dass wir ... das goldene Bild ... nicht anbeten wollen." (Dan 3,17.18) Das nenne ich wirklich Gottvertrauen - und es wurde auf eindrucksvolle Weise belohnt.
"Unser Gott kann!" Ja, so ist es, das gilt uneingeschränkt bis heute, und wir erleben es oft genug. Aber manchmal geht er mit uns auch ins "dunkle Tal" (Ps 23,4), wo wir beim besten Willen keinen Ausweg sehen. Wenn das heute deine Situation ist, dann gib nicht auf und wirf dein Vertrauen in ihn nicht weg, denn ich bin sicher: Gerade heute wird dich seine Liebe erreichen!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
