Andacht vom 16.09.2010:
Aus der Hand des Engels, der vor Gott stand, stieg der Weihrauch in die Höhe, zusammen mit den Gebeten der Menschen. Offenbarung 8,4 (Gute Nachricht Bibel)
In fast allen Religionen der Welt gilt Weihrauch als Symbol der Anbetung und Zeichen der Verehrung des jeweiligen Gottes. Er entsteht, wenn das Harz eines Balsambaumgewächses der Gattung Boswellia verbrannt wird.
Weihrauch wurde auch im alttestamentlichen Heiligtumsdienst verwandt (siehe 3 Mo 2,2f.15f.; 24,7). Wie der Andachtstext berichtet, sah Johannes, wie im himmlischen Heiligtum ein Engel Gott ein Weihrauchopfer darbrachte, in das sich die Gebete der Gläubigen mischten (Offb 8,3.4). Echtes Beten ist also etwas ganz Besonderes, nämlich wie der Weihrauch ein Zeichen der Anbetung Gottes.
Die Ursünde Evas im Paradies bestand darin, dass sie Gott misstraute und sich von ihm unabhängig machen wollte. Satan behauptete, Gott würde ihr etwas vorenthalten. Angeblich stand das göttliche Gebot, eine bestimmte Frucht nicht zu essen, der menschlichen Freiheit im Weg. Wenn Eva sich auf sich selbst besinnen, ihre Entscheidungsfreiheit nutzen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen würde, würde sie zu einer neuen Lebensqualität finden (siehe 1 Mo 3,4.5). Aber diese Behauptung Satans war eine Lüge. Die Folgen und das Dilemma der Sünde, in das Adam und Eva uns alle mitgerissen haben, erleben wir Menschen seitdem tagtäglich.
Beten kehrt den Prozess der Loslösung von Gott und der falschen Selbstverwirklichung grundlegend um. Beten heißt im Kern, Gott in das eigene Leben einzubeziehen. Wer betet, bringt damit zum Ausdruck, dass er Gott anerkennt, ihn verehrt, ihm sein Leben anvertraut und ihn braucht. Wer ernsthaft betet, erklärt damit Gott zum Herrn seines Lebens.
Selbst wenn mein Gebet manchmal nur aus verzweifelten Bitten besteht und Lob und Dank in den Hintergrund treten, stellt es mich doch unter Gott und bringt mein Vertrauen zum Ausdruck, dass mein Vater im Himmel der Herr der Lage ist. Nachhaltiger kann ein Mensch seine Abhängigkeit von der Größe und Macht Gottes nicht bezeugen, als dass er sich betend an diesen gütigen Gott wendet.
Heinz-Ewald Gattmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.