Andacht vom 02.11.2010:
Ich weiß, was du getan und geleistet hast. Sieh, ich habe dir eine Tür geöffnet, die niemand verschließen kann. Deine Kraft ist klein; doch du hast an dem, was ich gesagt habe, festgehalten und dich unerschrocken zu mir bekannt. Offenbarung 3,8 (Hoffnung für alle)
Vor 20 Jahren wurde die innerdeutsche Grenze geöffnet. Bald darauf fiel die Mauer. Was kaum jemand für möglich gehalten hatte, wurde Wirklichkeit. Nun konnte zusammenwachsen, was zusammengehörte, wie Willy Brandt es formulierte. Viele Faktoren hatten zu dieser Öffnung beigetragen: die Reformen in der damaligen Sowjetunion, die Freiheitsbewegungen in osteuropäischen Ländern und die friedlichen Proteste der Bürgerinnen und Bürger in der DDR.
Als Christen sehen wir hinter den Kräften und Mächten der Geschichte jedoch das Wirken Gottes, wie der Prophet Daniel bezeugte (Dan 2,21). Gott öffnet Türen und erschließt Möglichkeiten. Er öffnete im Verlauf der Geschichte immer wieder Türen für die Verkündigung der Botschaft Jesu.
Für die ersten Christen waren die politischen und infrastrukturellen Gegebenheiten des römischen Reiches sowie das verbreitete Interesse an der monotheistischen Religion der Juden die "Türöffner". Die Gemeinde Philadelphia wies Jesus selbst in einem Sendschreiben auf die offene Tür hin, die sie trotz ihrer kleinen Kraft genutzt hat (Offb 3,8). Für die Reformation des 16. Jahrhunderts schuf Gott Voraussetzungen und ebnete Wege, zum Beispiel durch die Erfindung des Buchdrucks. Das 19. Jahrhundert bot gute Möglichkeiten für die Entstehung von religiösen Bewegungen, Bibelgesellschaften und Missionsaktivitäten.
Gott öffnet Türen in der Geschichte. Er öffnet auch Türen in unserem Leben. Er schafft Möglichkeiten, schickt uns Menschen in den Weg, lässt uns Informationen zukommen oder räumt Hindernisse aus dem Weg.
Der junge Joseph wurde als Sklave nach Ägypten verkauft. Dort konnte er sich bei einem Beamten des Königs hocharbeiten. Aufgrund einer Verleumdung kam er unschuldig ins Gefängnis. Doch Gott öffnete die Türen; Joseph konnte seine Gaben und Fähigkeiten einsetzen und wurde oberster Minister des Pharaos. In dieser Position bewahrte er später seine Familie vor dem Hungertod, so dass er sagen konnte: "Gott hat mich vor euch her gesandt." (1 Mo 45,7)
Gott öffnet auch in unserem Leben Türen. Ich wünsche uns offene Augen, sie zu sehen und den Mut, durch sie hindurchzugehen.
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
