Andacht vom 14.09.2004:
Neuanfang
Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Johannes 3,2
Er war sicher nicht der einzige nächtliche Besucher, den Jesus in den drei Jahren seines irdischen Dienstes empfing: Nikodemus. Ganz gewiss aber war dieses Zusammentreffen eine höchst ungewöhnliche Angelegenheit. Ein Spitzenpolitiker und -theologe im Gespräch mit dem Wanderprediger aus Nazareth, an dem sich die Geister schieden! Das konnte "ins Auge" gehen -für den Politiker. Das Gespräch zwischen den beiden Männern erweckte den Eindruck, dass Nikodemus auf einmal Angst vor seiner eigenen Courage bekam. Warum begann er seine Unterhaltung mit Jesus auf so eigenartige Weise?
Nikodemus hatte ein Lebensproblem. Er hoffte, die Lösung bei Jesus zu finden. Aber ihm fehlte der Mut, er begann seinen "Hilferuf" mit einer weitschweifigen theologischen Einleitung. Eigentlich müsste es ihn merkwürdig berührt haben, dass Jesus gar nicht darauf einging. Sollte Nikodemus doch geahnt haben, dass er Jesus nichts vormachen konnte? Hatte er vielleicht gehofft, Jesus würde von sich aus auf den Kern der Sache zu sprechen kommen? Wenn ja, dann wurden die Erwartungen des Nikodemus erfüllt. Denn Jesus griff wirklich sofort die Frage auf, die Nikodemus bewegte. Und er blieb ihm keine Antwort schuldig, sondern half ihm, einen neuen Anfang in seinem Leben zu machen.
Was Johannes über dieses Gespräch berichtet, gilt auch für uns: Jesus kommt immer direkt auf den Punkt zu sprechen. Es hat keinen Sinn, ihm etwas vorzumachen, ob in positiver oder negativer Hinsicht. Er kennt die Wirklichkeit deines Lebens ganz genau. Gerade deshalb kann nur ER uns wirklich helfen, mit Schuld und Sünde fertig zu werden und einen Neuanfang zu wagen. Werden wir den Mut haben, diesen Neubeginn heute zuzulassen?
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
