Andacht vom 18.03.2011:
Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, und Paulus und Barnabas trennten sich. Barnabas fuhr mit Markus nach Zypern, Paulus aber wählte sich Silas als Begleiter. Apostelgeschichte 15,39.40a (Gute Nachricht Bibel)
In dieser Geschichte sind zwei Personen ganz unterschiedlicher Meinung und können sich nicht einigen. Jeder beharrt auf seinem Standpunkt. Die Auseinandersetzung eskaliert. Paulus will keinen Begleiter haben, der auf der vorhergehenden Reise die Zusammenarbeit abgebrochen hatte (V. 38). Der Streit ist so erbittert, dass sich Paulus und Barnabas nicht nur trennen, sondern nie wieder gemeinsam gearbeitet haben.
Es wird weiter berichtet, dass beide Gruppen mit dem Segen der Gemeinde Antiochia verabschiedet wurden (V. 40b). Wir können davon ausgehen, dass sich Paulus und Barnabas nach vielen Erfahrungen wieder versöhnt haben. Der abgelehnte Markus war glücklich darüber, dass er einen gütigen Freund in Barnabas besaß. Das half ihm, seine Selbstachtung zurückzugewinnen. Er wurde ein nützlicher Mitarbeiter, später sogar für Paulus (2 Tim 4,11).
Vielleicht kennen wir Ähnliches aus unserer Erfahrung. Ein Streit lässt sich nicht immer vermeiden. Ich stelle fest, dass Meinungsverschiedenheiten an sich gar nichts Schlechtes sind, wenn man es versteht, damit kreativ. umzugehen. Es gibt ein faires Streiten, bei dem die Menschenwürde erhalten bleibt.
Wenn zum Beispiel zwei Personen dasselbe Ziel haben, dann kann es zwei oder mehr Möglichkeiten geben, das Ziel zu erreichen. Man muss nicht denken, dass immer nur einer im Recht sein kann. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen und auch verschiedene Temperamente.
Viele Jahre konnten Paulus und Barnabas gut zusammenarbeiten und dasselbe Ziel anstreben, obwohl sie in der Persönlichkeitsstruktur sehr unterschiedlich waren. Paulus dachte aber: Wer einmal versagt, der wird bald wieder versagen. Barnabas hingegen war in der Lage, sich in Markus hineinzuversetzen, sich seelsorgerisch mit ihm auszusprechen und ihm neuen Mut zu machen.
Wir können aus diesem Bericht der Bibel profitieren, wenn wir Verschiedenheiten schätzen lernen und sie positiv. nutzen, statt nur die eigene Meinung als einzig richtig anzusehen. Es gibt nicht nur eine Seite der Wahrheit. Das einzusehen, fällt uns oft schwer.
Wilfried Meier
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
