Andacht vom 09.05.2011:
Grüßt Rufus ... und seine liebe Mutter, die auch mir eine Mutter gewesen ist. Römer 16,13 (Hoffnung für alle)
"Mama!", gellt es durchs Haus. Gerade habe ich mich mit einem Tee hingesetzt. "Was ist denn?" rufe ich zurück. "Ich habe Durst!" Nun ist es nicht so, dass sich meine sechsjährige Tochter nicht selbst ein Glas Wasser besorgen könnte. Also rufe ich zurück: "Dann geh doch in die Küche und hol dir was." Da kommt sie die Treppe runter: "Ich möchte aber auch einen Tee." Aha. In diesem Fall scheint mehr nötig zu sein, als nur ein wenig Wasser, um den Durst zu stillen. Also mache ich ihr auch einen Tee, und sie erzählt mir, was sie gerade gemacht hat.
Viel ist geschrieben worden über Mütter. Von Romantisch verklärt bis wissenschaftlich erklärt, wurden alle Aspekte des "Mutterseins" beleuchtet. Und trotzdem kommen immer noch neue Facetten zum Vorschein.
An dem Gruß von Paulus im Andachtstext berühren mich zwei Dinge. Erstens war da eine Frau, der es egal war, dass er ein hochgebildeter und angesehener Apostel war. Sie ließ sich nicht abschrecken und befand, dass er ein wenig "Bemutterung" brauchen konnte. Und zweitens ließ Paulus das zu. Ihm war es nicht peinlich, dass eine fremde Frau sich um sein Wohlergehen sorgte. Im Gegenteil. Er erwähnte sie ausdrücklich und mit zärtlichen Worten.
Gerade Menschen, die viel Verantwortung tragen, als stark und unabhängig angesehen werden, brauchen "Mütter"-Menschen, die sich um ihr Wohl kümmern. Bei denen sie sich so geben können, wie sie sind. Aber auch für Müde und Belastete können solche Menschen zum Rettungsanker werden.
Gott selbst verspricht, sich um uns zu kümmern wie eine Mutter (Jes. 66,12-14). Wie wäre es, wenn wir ihm nacheifern, zum Beispiel indem wir einen "Bemutterungsnachmittag" anbieten? Ein Sabbat- oder Sonntagnachmittag bietet sich dafür hervorragend an: Eine Person oder eine Familie einladen und sie damit umsorgen, dass sie sich nicht um das leibliche Wohl kümmern muss. Ein offenes Ohr haben und ein paar entspannte Stunden miteinander verbringen. Vielleicht stehen dir schon einige Personen vor Augen, denen das sehr gut tun würde.
Melanie Keyser
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.