Andacht vom 17.12.2011:
Denn ich weiß, dass in mir ... nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Römer 7,18.19
Mein Vater, der in seinem Leben oft genötigt war, sich gegen Widerstände durchzusetzen, sagte manchmal: "Ich kann, ich will, ich muss." Und meine Mutter erwiderte dann gern spaßeshalber: "Ja, was er aber nicht will, das kann er auch nicht."
Zwischen dem Wollen und Vollbringen liegen oft Welten. Der Apostel Paulus hatte diese Zerrissenheit offenbar am eigenen Leibe erlebt. Stellvertretend schilderte er in den obigen Versen die Lage eines gläubigen Menschen, der sich danach sehnt, aus diesem Dilemma herauszukommen und die Frage auf wirft: "Wer rettet mich aus dieser tödlichen Verstrickung?" Und dann bekannte er: "Gott sei gedankt durch Jesus Christus, unseren Herrn: Er hat es getan!" (Röm 7,24b.25a GNB)
Paulus beschrieb bereits vorher: Der erlöste und gerechtfertigte Mensch lebt nicht mehr unter der Knechtschaft der Sünde (siehe Röm 6,17.18). In ihm regiert nicht der Zwiespalt, sondern der Friede mit Gott (5,1). Er lebt mit Christus (6,11) bzw. Christus lebt in ihm (Gal 2,20). Gott gehorsam zu sein, ist ihm keine leidige Pflicht, sondern er ist "von Herzen gehorsam" (Röm 6,17) und bringt geistliche Frucht (V. 22).
Der zitierte Andachtstext aus Römer 7,18.19 beschreibt also nicht den erlösten Menschen, sondern einen, der die Erlösung noch nicht wirklich erfahren hat. Darauf weist das häufige "ich" und die Abwesenheit von Christus in den Versen 14 bis 23 hin. Deshalb sollten wir damit aufhören, uns bei jedem Versagen mit der zitierten Aussage von Paulus zu entschuldigen. Eine mangelnde Übergabe des eigenen Willens an Gott (siehe Röm 6,13) ist damit nicht gerechtfertigt.
Natürlich wird auch ein geistlicher Christ (Röm 8,5-9) nicht fehlerlos leben oder gar seine Sünd-losigkeit propagieren. Und wenn er sündigt, geht die Welt nicht unter, denn er wird nicht verdammt (V. 1), sondern lebt in der Gewissheit, dass er in der Liebe Gottes geschützt und gehalten ist, weil er sich jederzeit an seinen Fürsprecher Jesus Christus wenden kann (V. 34.35.39).
Wenn wir ihm unser Leben übereignet haben, suchen wir keine faulen Ausreden, um uns selbst zu rechtfertigen, sondern seine Vergebung und Kraft.
Josef Butscher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.