Andacht vom 07.11.2004:
Christen als Außenseiter?
Stellt euch nicht dieser Welt gleich. Römer 12,2
Aufgrund dieses und ähnlicher Bibeltexte meinen manche Christen, sie müssten Außenseiter der Gesellschaft sein. Jesus aber lebte nicht nur im Kreise seiner Jünger. Er war Gast bei Zöllnern, die von vielen wegen ihrer Unredlichkeit verachtet wurden. Auch Einladungen zu fröhlichen Festen schlug Jesus nicht aus. Er redete mit Pharisäern und mit Dirnen. Er wandte sich allen zu, weil er sie alle liebte und ihnen die Frohe Botschaft bringen wollte.
In derselben Gesinnung hat er die, die an ihn glauben, in die Welt gesandt. In seinem Auftrag und Geist haben sie zu wirken, wo immer das Leben sich abspielt: in der Familie, am Arbeitsplatz, auf der Straße und in der Gesellschaft. Christen dürfen sich nicht aus Entscheidungen heraushalten und nicht nur die Gemeinschaft derer suchen, die die gleichen Überzeugung haben wie sie.
Jesus bat für seine Nachfolger: "Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen." (John. 17,15) Christus will nicht, dass wir uns selber zu Außenseitern in der Welt machen, aber wir müssen andererseits damit rechnen, dass uns die Welt zu Außenseitern abstempelt; denn wer glaubt, will sich ganz vom Willen Gottes führen lassen. Gottes Wille stößt jedoch oft auf Widerspruch. Das hat auch Jesus erfahren müssen. Er wurde aus seinem Volk ausgestoßen, ja sogar von ihm verstoßen. Dieses Los kann auch Christi Nachfolger zuteil werden.
Außenseiter sind unbequem. Oft sehen sie eine Gefahr deutlicher als andere und erheben warnend ihre Stimme. Sie gehen andere Wege und stoßen auf Unverständnis und Ablehnung. Ein Christ kann niemals um jeden Preis mit der herrschenden Meinung und den allgemeinen Verhaltensregeln konform gehen. Chris ten sollen - wie Christus - ganz in der Welt leben, aber sie dürfen nicht erschrecken, wenn sie zu Außen seitern, ja sogar zu Ausgestoßenen herabgewürdigt werden.
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.