Andacht vom 12.04.2005:
Die letzte Wende
An jenem Tage wird jedermann wegwerfen seine silbernen und goldenen Götzen, die er sich hatte machen lassen, um sie anzubeten ... damit er sich verkriechen kann in die Felsspalten und Steinklüfte vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät. Jesaja 2,20.21
Wieder einmal fuhr ich mit dem Zug durch die Kleinstadt, in der ich meine Jugend verlebt hatte. Angesichts der bekannten Stellen wanderten meine Gedanken zurück. Es war am Morgen des 13. April 1945. Wir hatten die Nacht im Luftschutzkeller zugebracht, während amerikanische Panzer durch unsere Stadt rollten. Ich stehe, damals 16 Jahre alt, unten an der Kellertreppe. Oben tritt ein "Ami" mit einer Maschinenpistole ins Haus und deutet erregt auf meine Mütze, die ich auf dem Kopf habe. Da fällt mir ein, dass sich an meiner Mütze noch das HJ-Abzeichen mit dem Hakenkreuz befindet. Mir wird bewusst, dass eine Ära vorbei ist. Wie viele solcher "Ehrenzeichen", zuvor stolz getragen, wanderten in jenen Tagen in den Müll. 44 Jahre später erlebte ich eine zweite Wende. Wieder brach für viele eine Welt zusammen. Alles, worauf sie ihre Hoffnung gesetzt hatten, war mit einem Male wertlos.
Doch die letzte Wende, von der das Prophetenwort spricht, steht allen Menschen noch bevor; sie wird die tief greifendste sein. Eine Umwertung aller Dinge wird dann erfolgen, wenn Christus in Herrlichkeit wiederkommt. Alle selbst gemachten Götter werden dann dem Menschen zum Verhängnis werden. Heute ist noch Zeit, dass wir uns davon trennen und uns stattdessen ewige Werte zulegen. "Sammelt euch aber Schätze im Himmel ..." (Mt 6,20) Wie das geschieht? So seltsam es klingt: indem wir weggeben. "Wer einem dieser Geringen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben." (Mt 10,42)
Wenn du mit offenen Augen durch den heutigen Tag gehst, wirst du gewiss jemandem begegnen, der deine Hilfe braucht.
Wolfgang Hartlapp
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.