Andacht vom 19.05.2005:
Die neue Führung
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Apostelgeschichte 2,1.2
Welche Bedeutung hatte damals das Ereignis zu Pfingsten? War nicht das Entscheidende für unsere Erlösung bereits geschehen: die Menschwerdung des Sohnes Gottes, sein Sterben am Kreuz, seine Auferstehung und seine neue Einsetzung zur Rechten Gottes? Die Apostel hatten ihren Auftrag zur Evangeliumsverkündigung erhalten. Was fehlte noch?
Jesus selbst hatte die Jünger in seinen Abschiedsreden auf etwas hingewiesen, was ihnen bislang nicht bewusst geworden war. Sie sollten, wenn er zu seinem Vater heimkehrte, nicht als Waisen zurückbleiben. Er wollte ihnen einen "anderen Tröster" geben. Die neuen Bedingungen forderten das geradezu. Bis dahin war Jesus ständig bei den Jüngern gewesen. Wenn nun das Evangelium in die ganze Welt getragen werden sollte, konnte er die Seinen nicht mehr in der bisherigen Weise begleiten. Aber der "Tröster", der Geist, der fortan in ihnen wohnen sollte, würde immer bei ihnen sein. Zu jeder Zeit und an jedem Ort würde er mit ihnen Jesu Sache weiterführen. Das sollte den Jüngern mit dem Geschehen zu Pfingsten sichtbar und hörbar bestätigt werden.
Nicht das Brausen vom Himmel, auch nicht die Verkündigung des Evangeliums in vielen Sprachen war das Entscheidende am Pfingsttag. Das Wesentliche bestand darin, dass sich die Gemeinde künftig überall auf der Erde und jederzeit des Beistandes und der Führung des Heiligen Geistes gewiss sein konnte, wenn sie sich unter den Missionsauftrag Jesu stellte. Das Wunder aller Wunder, das vom Heiligen Geist gewirkt wird, besteht letztlich darin, dass Menschen zum Glauben an Jesus Christus kommen. Nach dem Pfingstereignis erwähnt die Bibel keine Aufforderung mehr, um den Heiligen Geist zu bitten. Er ist ausgegossen. Er wartet darauf, in uns zu wohnen, sich uns zu schenken.
Manfred Böttcher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
