Andacht vom 23.06.2005:
Missglückte Selbsteinschätzung
Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder. Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst. Lukas 22,32-34
Lukas berichtet uns dieses Gespräch zwischen Jesus und Petrus als einen Teil des Gesprächs, das Jesus im Rahmen des letzten Abendmahls mit seinen Jüngern führte. Die Jünger streiten, wer von ihnen als der Größte gelten sollte. Schließlich tut sich einer mit peinlicher Selbstüberschätzung hervor. Doch Jesus macht Petrus klar, wie gefährdet er ist. Denn in Wahrheit ist Petrus nicht mutig, sondern verblendet. Er möchte den anderen etwas vormachen und betrügt sich dabei selbst, indem er seine Glaubenskraft weit überschätzt.
Doch Jesus versucht Petrus von den Illusionen zur Wahrheit zu führen, und er tut es auf liebevolle, seelsorgerliche Art: "Petrus, du bist nicht so großartig, wie du meinst. Dein Glaube, dein Mut, deine Kraft, das alles lässt zu wünschen übrig. Du könntest das ruhig zugeben, denn ich lasse dich nicht fallen. Ich stehe zu dir, gerade jetzt. Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre."
Rechtzeitig eine Versuchung durchschauen, erkennen, wo wir uns auf Kosten anderer vordrängen, der Macht des Verführers keine Chance geben - das wäre gut. Auf jeden Fall zahlt es sich aus, einmal ernsthaft darüber nachzudenken.
Herr, lass uns die Wahrheit über uns selbst ertragen und durch deine Kraft fähig werden, andere zu stärken!
Linda Elias-Blanco
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.