Andacht vom 22.12.2005:
Wertewandel
Aber seit ich Christus kenne, ist für mich alles ein Verlust, was ich früher als großen Gewinn betrachtet habe. Denn das ist mir klar geworden: Gegenüber dem unvergleichlichen Gewinn, dass Jesus Christus mein Herr ist, hat alles andere seinen Wert verloren. Ja, alles andere ist für mich nur noch Dreck, wenn ich bloß Christus habe. Philipper 3,7.8 (Hoffnung für alle)
Yvonne ist entzückt, als sie das schmiedeeiserne Tor entdeckt. "Das muss ich unbedingt knipsen!", sagt sie. "Schau dir bloß mal diese Rosetten an. So etwas kriegt man heute kaum noch zu sehen." Ihr Mann nickt. "Aber pass auf, dass du auch das ganze Schloss richtig draufkriegst. Das ist ja schließlich das Wichtigste." Yvonne hantiert ungeduldig mit der Kamera, bis sie den idealen Winkel und den richtigen Abstand gefunden hat.
Als ihr Mann später die entwickelten Fotos abholt, ist er enttäuscht. "Das Schloss ist völlig verschwommen." Yvonne hatte nur an den Vordergrund gedacht, an das Tor. Darüber hatte sie die Hauptsache aus den Augen verloren.
Geht es nicht vielen Menschen jedes Jahr in der Weihnachtszeit so? Über dem Kaufrausch und dem Schenkzwang, über Jingle Bells und Lebkuchen vergisst man den eigentlichen Anlass zu diesem Fest. Das Vordergründige verdrängt unsere Gedanken an das Wunder, das vor rund zweitausend Jahren geschah: Gott wurde Mensch. Deshalb bleibt unser Blick verschwommen.
"Wenn wir dieses Ereignis klar sehen wollen, müssen wir unsere ,Kamera' auf ,unendlich' einstellen", schreibt Yvonne Schwengeler (in einem Editorial der Zeitschrift "ETHOS" (12/98)).
Dann wird uns manches wertvoll, was wir bisher nicht geschätzt haben: die Solidarität, die uns Jesus vorgelebt hat, die Bescheidenheit, mit der er einer der Ärmsten wurde, die Bereitschaft, das eigene Leben zu opfern, damit andere leben können. Das sind wahre Werte. Man kann sie nicht kaufen, sondern sich nur schenken lassen. Paulus hat das erlebt. Deshalb will er nur eins: zu Christus gehören. "Um ihn allein geht es mir. Ihn will ich immer besser kennen lernen." (V. 10) Dazu ist immer Zeit, auch zu Weihnachten.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.