Andacht vom 04.04.2006:
Vom Streben nach "oben"
"Ausgezeichnet!" rief der König. "Das hast du gut gemacht! Du hast dich in dieser kleinen Aufgabe bewährt. Ich vertraue dir die Verwaltung von zehn Städten an." Lukas 19,17 (Hoffnung für alle)
Viele Menschen sehnen sich danach, Macht auszuüben, aber nicht jeder ist bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Eine der Hauptfiguren des erfolgreichen Romans "Menschen im Hotel" der Bestsellerautorin Vicki Baum (der Vorabdruck begann heute vor genau 75 Jahren) ist der Buchhalter Kringelein: Weil er nur noch wenige Wochen zu leben hat, kratzt er seine letzten Ersparnisse zusammen, um in einem Berliner Grandhotel durch hemmungslosen Genuss das "wirkliche" Leben kennen zu lernen. Im Anzeigentext für das Buch hieß es damals: "Wunschtraum der meisten Menschen ist es, aus dem eigenen Leben in das eines Reicheren, Höhergestellten zu fliehen ..."
Wüsste mancher, von welchen Sorgen und Problemen die "glücklichen" Reichen und Höhergestellten geplagt werden, würde er den Wunsch, mit ihnen tauschen zu wollen, sofort begraben.
Je höher die Position, die ein Mensch erreicht, desto einsamer wird er in der Regel auch. Umso mehr brauchen alle, die Verantwortung für Kirche, Politik und Gesellschaft tragen, unsere Fürbitte. Es muss bitter sein, immer wieder ein Stück Idealismus und Vision aufgeben zu müssen im Kampf gegen eine komplizierter werdende Wirklichkeit, eine rücksichtlose Lobby oder das Unverständnis der Mitarbeiter.
Besser als nach Macht und Posten zu streben, ist es in jedem Fall, die Berufung in eine besondere Verantwortung dem zu überlassen, der uns und die Wirklichkeit am besten kennt: Gott (der im obigen Gleichnis mit einem König verglichen wird). Er ist letztlich nicht auf unser Können angewiesen, sondern auf unsere Treue. Fehlende Gaben kann er verleihen, wenn er Treue, Demut, Dienstbereitschaft und volles Gottvertrauen bei dem feststellt, den er berufen will. Keiner weiß so gut wie er, welche Verantwortung ein Mensch wie lange tragen und ertragen kann.
Es ist sehr schön, für Gott zu arbeiten. Man muss dafür nicht Pastor oder Missionsarzt sein: Wer die von Gott verliehenen Gaben und Fähigkeiten treu und unter Gebet da einsetzt, wo er arbeitet, darf fest damit rechnen, dass Gott ihm innere Erfüllung, Freude und auch Segen schenkt - wozu meist auch Erfolg gehört.
Eli Diez
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.