Andacht vom 05.05.2006:
Der, der immer Zeit hat
Als das Jesus hörte, fuhr er von dort weg in einem Boot in eine einsame Gegend allein. Und als das Volk das hörte, folgte es ihm zu Fuß aus den Städten. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn und er heilte ihre Kranken. Matthäus 14,13.14
Jesus möchte gern allein sein, nachdenken, Stille um sich haben und mit seinem Vater reden. Gerade hat er erfahren, dass Johannes, sein Wegbereiter, getötet worden ist (V. 12). Nun zieht er sich zurück und sucht Ruhe. Vielleicht denkt er an die Taufe durch Johannes, an all das, was dieser für ihn bewirkt hat, vielleicht denkt er aber auch ein Stück an die Zukunft, an seinen eigenen Tod.
Währenddessen ist das Volk in Aufbruchstimmung. Die Menschen wollen wissen, wohin Jesus geht. Sie wollen zu ihm, kein Wort und kein Wunder von ihm verpassen. Mit welchem Motiv, welchen Hoffnungen auch immer jeder Einzelne von ihnen geht, ob aus Neugier, Heilungsaussicht, echter Suche nach Lebenssinn oder einfach weil all die anderen auch gehen, sie alle haben ein Ziel: Jesus.
Und was tut Jesus? Kehrt er um? Sagt er ihnen, dass sie gehen sollen? Nichts dergleichen. Er wechselt nicht die Richtung oder lässt das Boot einfach auf dem See treiben. Er weicht ihnen nicht aus, wie wir es vielleicht tun würden. Er geht zu den Menschen, die ihn suchen. Er lässt sich finden.
So ist unser Gott. Er verbirgt sich nicht vor uns oder schaut einfach weg, wenn wir kommen. Nein, er wartet und empfängt uns mit offenen Armen. Gott schaut uns auch dann noch liebevoll an, wenn wir wieder versagt haben oder zum x-ten Male mit derselben Frage, dem gleichen Problem kommen. Er zieht sich nicht zurück, auch wenn wir manchmal unausstehlich sind oder ihm die Ohren voll jammern. Im Gegenteil: Er kommt uns entgegen.
Was für ein Gott! Wie unendlich groß muss seine Liebe zu uns sein! Er empfängt uns auch heute mit offenen Armen. Was wir auch immer angestellt haben, was auch immer noch zwischen ihm und uns stehen mag, eines gilt gewiss: "Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen." (Jer 29,13.14)
Stephanie Keim
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.