Andacht vom 23.07.2006:
Mörder wider Willen?
Er [der HERR] hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen. Jesaja 61,1
Die Heilige Schrift berichtet uns von Menschen, die sich nicht beherrschen konnten und als Folge davon tun mussten, was sie eigentlich nicht wollten. Da ist Darius der Meder, Vizekönig in Babylon unter dem Perserkönig Cyrus. Er schätzt Daniel und dessen Erfahrungen in der Verwaltung ungemein. Und doch muss er ihn den Löwen ausliefern, nur weil er, auf Vorschlag seiner Berater und von Ehrgeiz getrieben, eine unsinnige Verordnung erließ (Da 6).
Vom König Herodes Antipas berichtet uns Markus, dass er Johannes den Täufer enthaupten ließ, obwohl er es nicht wollte. Er hatte ihn zwar ins Gefängnis gelegt, besuchte ihn aber wiederholt, weil er ihn gern hörte. Durch ein unbedachtes Versprechen musste er schließlich das tun, was er nicht wollte (Mk 6,17-28).
Und schließlich ist da Pilatus, der römische Statthalter, der mehrfach öffentlich bekannte, dass Jesus unschuldig sei, und ihn dennoch zur Kreuzigung verurteilte. Er hatte nicht den Mut, der wütenden Menge zu widerstehen, weil er durch frühere Übergriffe und Gewalttaten an den Juden gebunden war (Jo 19,1-16). Zu Beginn seiner Wirksamkeit verkündete Jesus seine Absicht, "zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen" (Lk 4,18). Als ich einmal kurze Zeit hinter Gefängnisgittern zubringen musste, wurde mir bewusst, welch großer Vorzug es ist, frei zu sein. Jesus begann sofort, dieses Programm zu verwirklichen, indem er Besessene heilte, Zachäus von seiner Gewinnsucht, Petrus von seiner Überheblichkeit und Johannes und Jakobus von ihrem Geltungsstreben befreite. In der Gemeinde Korinth finden wir ehemals Unzüchtige, Ehebrecher und Knabenschänder, doch Paulus kann schreiben: "Solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid rein gewaschen, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes." (1 Ko 6,11) Wie viel traust du der Kraft Jesu in deinem Leben zu?
Wolfgang Hartlapp
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.