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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1201

Wie viel Mut braucht man, um sanft zu bleiben

"Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen." Matthäus 5,5

Auch bei seinem dritten "Selig" stellte Jesus die vorherrschende Auffassung auf den Kopf. Ob Jude, Grieche oder irgendjemand aus einem anderen Volk - damals verdiente derjenige Respekt, der über Kraft, Macht, Geschick und Durchsetzungsvermögen verfügte. Das waren Werte, die Sicherheit verliehen. So konnte man überleben und siegreich triumphieren. Davon war man fest überzeugt.

Kein starker Mann?

Doch dann kam dieser Jesus. Ja, er war schon auf seine Art beeindruckend, aber doch ganz anders, als sich die Juden ihren Messias gewünscht hatten. Der sollte sie nämlich von diesen elenden Römern befreien. Sie hätten schließlich schon lange genug unter deren Herrschaft gelitten. Obwohl Jesus Charisma und auch im wahrsten Sinne des Wortes wunderliche Fähigkeiten besaß, blieb man doch recht enttäuscht. Dieser Jesus fand sich nicht einmal verbal zu einem Seitenhieb auf die verhassten Feinde bereit. Im Gegenteil: Er sprach viel von Liebe und dass man diese sogar seine Feinde spüren lassen sollte. Es war einfach zu viel, was Jesus verlangte.

"Selig sind die Sanftmütigen ...". Damit meinte Jesus sicher keine passive Haltung, die sich aus jedem Thema, bei dem es brenzlig werden könnte, heraushält oder alle Konflikte meidet. Ganz im Gegenteil. Jesus brachte den Menschen eine Wahrheit, die in manchen Bereichen auch unangenehm war. Er deckte Heuchelei auf, ermahnte zur Gerechtigkeit und rief den Menschen wieder die göttlichen Werte in Erinnerung. Damit gewann er nicht nur Freunde, sondern schuf sich auch eine Menge Feinde. Nicht dass es ihm Vergnügen bereitet hätte, manche Abgründe der "lieben Gewohnheiten" aufzudecken, aber es war ihm ein Anliegen, dass die Menschen gerecht miteinander umgehen und der Glaube nicht zu einem sentimentalen oder selbstgerechten Gefühl ohne Bezug zum Alltag verkommt.

Mut, sanft zu bleiben

Die Antwort der damaligen Religionsführer auf das Anliegen und den Anspruch Jesu fiel heftig aus. Sie wollten seinen Tod. Jesus sprach sie offen auf ihren Plan an: "Warum sucht ihr mich zu töten?" Johannes 7,19 Was sie anfangs noch abstritten, wurde nach einer beratenden Versammlung deutlich: "Von dem Tage an war es für sie beschlossen, dass sie ihn töteten." Johannes 11,53

Dieser Hintergrund macht deutlich, dass Jesus nicht ahnungslos von irgendeiner Theorie sprach. Wenn er von Sanftmut redete, dann geschah dies unter recht widrigen Umständen. Diese hielten ihn nicht davon ab, in Sanftmut zu leben. Er fing keinen Kampf gegen seine Feinde an. Zwar fand er deutliche Worte, aber es war keine Feindseligkeit und kein böser Gedanke in seinem Herzen.

Folgt mir nach

Jesus wusste, dass es auch seine Nachfolger nicht leicht haben würden. Auch sie würden Ungerechtigkeiten erleiden, verleumdet und verfolgt werden. Es wäre nur allzu menschlich gewesen, sich diesem Druck mit Gewalt entgegenzustellen. Doch die Geschichte der frühen Christengemeinde zeigt, wie sehr die ersten Christen ihren Meister verstanden und eine entsprechende Gesinnung an den Tag legten. Im Gegensatz zum Mittelalter war das Christentum in seinen Anfängen von Sanftmut geprägt. Zwang und Gewalt waren ihm fremd. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aber der Hauptstrom des Christentums zu einem reißenden Fluss, der jegliche Lieblichkeit eines murmelnden Baches vermissen ließ. Zwar gab es zu allen Zeiten Menschen, die den christlichen Glauben in ihrer ursprünglichen Form bewahrten, doch diese waren immer in der Minderheit, und oftmals mussten sie sich zurückziehen, um nach biblischen Grundsätzen an verborgenen Orten zu leben.

Sanftmütige sind keine Verlierer

Sicher, auf diese Art konnte man die Welt nicht gewinnen. Man wurde übervorteilt, verjagt und auf alle möglichen Arten ungerecht behandelt. Die Natürlichkeit des Lebens und ein tiefer Friede entschädigten aber für viele Entbehrungen. Nach dem Versprechen bzw. dem Segen Jesu sollten diese Menschen einmal die Erde besitzen dürfen. Wenn nicht hier und jetzt, dann doch in Zukunft, wenn Jesus wiederkomment und ihnen das gibt, was man ihnen vorenthalten hat. Das sollte kein billiger Trost sein, sondern klarmachen, dass die Lebensgrundsätze Gottes über allem stehen. Durch Krieg, Gewalt und Rache wird die Atmosphäre für das Zusammenleben nur noch mehr vergiftet und schließlich endgültig zerstört. Jesus wusste darum, lebte als Vorbild und segnet heute noch die, die es ihm gleichtun.

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