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Erschienen in:Top Life Aktuell 1402

Das bekannteste Gerichtsurteil der Welt

Dass die Kreuzigung Jesu viele Menschen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder berührte, kann man in der Literatur, in der bildenden Kunst, in der Musik und im Film beobachten. Bislang wurden zwischen 1905 und 2013 rund 50 Filme (1) über das Leben Jesu gedreht. Das ist ein Hinweis auf das beständige Interesse an der dramatischen Geschichte einer Person, die bis heute rätselhaft erscheint. Als Höhepunkt der Verfilmungen sehen wir einen Menschen, der ungerecht verurteilt wird. Welche Umstände führten dazu, dass man diesen Heiler und Wanderprediger loswerden wollte? Warum wurde Jesus gekreuzigt? Der politisch religiöse und der prophetische Blickwinkel können uns Antworten liefern.

Die politisch religiöse Sicht

Jesus wuchs im Judentum auf und gründete sein Weltbild auf das Alte Testament. Trotz seines tadellosen Lebens wurde er als Störung im religiösen Betrieb empfunden. Er stellte die Traditionen in Frage und prangerte Geldgier und Heuchelei der Geistlichen an. "Ihr Scheinheiligen! Ihr seid wie angestrichene Gräber, die äußerlich schön aussehen; aber drinnen sind Totengebeine und alles mögliche Ungeziefer."2 Zweimal trieb er die Kaufleute aus dem Tempel, um gegen den Missbrauch des Glaubens zu protestieren.3

Durch seine vielen Heilungen, seine bildhaften Geschichten und praktischen Lehren zog er die Menschenmassen an. Die Geistlichen wurden in ihrer Abgehobenheit und Autorität in Frage gestellt und hatten Angst, dass es durch Jesus zum Untergang des jüdischen Volkes kommen könnte. In jener Zeit traten öfter selbsternannte Erlöser auf, die Aufstände anzettelten, um Israel von der Besatzungsmacht zu befreien. Diese Rebellionen wurden von den Römern gewaltsam niedergeschlagen.

Als schließlich Jesus einen Toten wieder zum Leben erweckte, wurde es ihnen zu viel. Sie beschlossen seinen Tod.4 Kaiphas, eine Art Erzbischof unter den Priestern, sagte zu den Mitgliedern des höchsten jüdischen Gremiums, des Hohen Rats: "Seht ihr nicht, dass es euer Vorteil ist, wenn einer für alle stirbt und nicht das ganze Volk vernichtet wird?"5 Sie konnten sich aber keine öffentliche Anklage und Gefangennahme leisten, weil Jesus sehr beliebt war. Deshalb planten sie, ihn heimlich zu verhaften und ihn möglichst schnell vor Gericht anzuklagen - wegen Auflehnung gegen den römischen Staat.6 Pilatus war bei der früh am Morgen eilig einberufenen Verhandlung überzeugt, dass die religiösen Führer Jesus nur aus Neid beseitigen wollten.7 Als die von den Geistlichen organisierte Menge schrie: "Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser"8, gab der Statthalter dem Druck nach und verurteilte Jesus zum Tod am Kreuz.

Die prophetische Sicht

Es wurden damals viele Mutmaßungen angestellt, ob Jesus der Messias oder, wie es auf Griechisch heißt, der Christus sei. Das war auch ein zentraler Anklagepunkt für die Gegner Jesu.9 Aufgrund der prophetischen Aussagen des Alten Testaments wurde ein Messias erwartet, der Israel erlösen sollte. Die Propheten sprachen von einer leidenden und schließlich siegreichen Person. Die ersten Christen waren hauptsächlich Juden, die in Jesus diesen versprochenen Messias sahen. Sie begründeten ihre Überzeugung mit den prophetischen Aussagen des Alten Testaments. Jesus selbst wollte seinen Jüngern diese Sichtweise nahebringen: "Alles, was im Gesetz, in den Schriften der Propheten und in den Psalmen über mich steht, muss in Erfüllung gehen."10 Die Weissagungen des Alten Testaments sind so zahlreich, dass man damit eine Lebensgeschichte Jesu schreiben könnte. Der Prophet Micha erwähnte Bethlehem als Geburtsort des Erlösers. Maleachi prophezeite einen Boten, der das Auftreten Jesu vorbereiten sollte. Daniel nannte das Jahr seines öffentlichen Auftretens und seines Todes. Sacharja schrieb, dass er durchbohrt werden würde. Jesaja schilderte die Geburt, die Heilungen, den Tod und die Auferstehung Jesu. David beschrieb in den Psalmen das Leiden und die weltweite Bedeutung einer Person, die in den Einzelheiten verblüffend genau auf Jesus passt.11

Auch die umfassenden jüdischen Opfergesetze und der Priesterdienst - dargestellt in den Büchern Moses - wurden als Hinweis auf den Opfertod Jesu entdeckt. Im Neuen Testament wird erklärt, dass durch den Tod Jesu die Opfer des Alten Testaments ihre Gültigkeit verloren hätten, denn sie hätten den Sinn gehabt, auf Jesus hinzuweisen.12

Die vier großen Feiern wie Passa, Gabe der ersten Ernte, Versöhnungstag und Laubhüttenfest stellten ebenfalls symbolisch das Erlösungsgeschehen dar. Sie wiesen auf Ostern, Pfingsten, auf das Gericht und das Paradies hin. Immer stand dabei ein Opfer im Mittelpunkt, das zur Vergebung der Schuld gebracht wurde.13 Mit diesen prophetischen Hinweisen und der persönlichen Erfahrung der Auferstehung Jesu (14) wird es verständlich, warum man in der Kreuzigung ein geplantes Opfer für die Menschheit sah. Der Tod Jesu geschah, weil politisch-religiöse Mächte entschieden hatten, ihn zu beseitigen. Gott hat, aus prophetischer Sicht, diese Reaktion zugelassen, um seinen Plan umzusetzen. Der Apostel Paulus formulierte es so: "Ihn hatte Gott schon zu diesem Opfer bestimmt, bevor er die Welt schuf."15

Nach einer Aussage des Johannes ist der Tod Jesu ein Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen und der Weg zum ewigen Leben: "Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben."16

Peter Zaiser, Dipl. Theologe, Dipl. Lebens- und Sozialberater, Salzburg

1 Wikipedia unter "Bibelverfilmungen".

2 Matthäus 23,27. Es wird immer die deutsche Übersetzung die "Gute Nachricht" verwendet.

3 Johannes 2,13-17 und Matthäus 21,12-13 beschreiben zwei verschiedene Ereignisse.

4 Johannes 11,53

5 Johannes 11,50

6 Matthäus 26,4

7 Matthäus 27,12

8 Johannes 19,12

9 Matthäus 26,63-66

10 Lukas 24,44

11 Micha 5,1 (6.Jh.v.Chr); Maleachi 3,1 (5./6.Jh.v.Chr); Daniel 9,24-27 (6.Jh.v.Chr); Sacharja 12,10 (5./6.Jh.v.Chr); Jesaja 9,5-6; 35,4.5; 52,12 - 53,12 (7./8.Jh.v.Chr); Psalm 22 (10.Jh.v.Chr);

12 Hebräer 8,1.2; 9,23-10,1

13 3.Mose 23; Lukas 22,7-23; Apostelgeschichte 2; 3.Mose 16; Offenbarung 5; 21; 22,1-7

14 Paulus berichtet, dass 500 Personen Jesus als Auferstandenen sahen: 1.Korinther 15,3-8

15 1.Petrus 1,19.20

16 Johannes 3, 16

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