Verfasser: | Mag. Claudia Flieder |
Erschienen in: | Top Life Aktuell 1502 |
Guter Anfang
Kennen Sie die Atmosphäre kurz vor einem Konzertbeginn? Das Stimmen der Instrumente verklingt, das Murmeln und Plaudern wird leiser, langsam verlöschen die Lichter, gespannte Erwartung macht sich breit, der Vorhang hebt sich – und ein schöner Abend kann beginnen.
Beginnen hat meist etwas mit Erwartung zu tun, mit Vorfreude, mit einer gewissen gespannten Aufregung. Anfangen gehört zu den Grundbewegungen unseres menschlichen Lebens. Denken Sie nur an ein kleines Kind, das gerade gehen lernt. Immer wieder zieht es sich am Stuhl hoch, richtet sich auf, wagt einen Schritt - und so oft es auch auf den Hosenboden plumpst, es beginnt immer wieder neu - so lange, bis die Sache klappt, die Schritte fester und die Bewegungen sicherer werden. Mal ehrlich - hätten Sie diesen unbeirrbaren Willen, dieses Vertrauen in die Übung? Ohne anzufangen gibt es keinen Fortschritt. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Uns allen ist die Glühbirne vertraut. Nicht wegzudenken aus dem alltäglichen Leben. Wussten Sie, wie oft Thomas Edison seinen Versuch zur Funktionsfähigkeit der ersten Glühbirne wiederholen musste? Über 400 Mal. 400 Mal neu anfangen! Mit anderen Worten: 400 Mal Vertrauen in die Zukunft setzen, 400 Mal Hoffnung. Wenn das kein guter Anfang ist!
Leben oder gelebt werden?
In der Regel gilt: Wir freuen uns, wenn etwas neu beginnt. Ein Anfang hat etwas Verheißungsvolles in sich. Man ist gespannt auf die Zukunft - ob man nun seine ersten Tage im Kindergarten erlebt, eine neue Schule beginnt oder die ersten Erfahrungen im Beruf sammelt. Alles ist noch frisch, wie unberührt, man kann Leben gestalten, etwas pflanzen, man ist mitten im Leben, live dabei! Und wo Menschen mit dem Leben in Berührung kommen, wo sie nicht nur zusehen, über das Leben reden oder aus zweiter Hand vor dem Bildschirm nur mit-leben, dort ist etwas zu spüren, etwas Echtes, Lebendiges, das dem Menschen guttut. Fehlt uns das heute nicht? Vielleicht drehen wir uns schon zu lange im Hamsterrad unserer Routine, haben da und dort bereits aufgegeben, uns mit dem "Schicksal" abgefunden. Möglicherweise stecken wir fest, leben in schädlichen Bindungen und quälenden Abhängigkeiten. Wir fühlen uns schwach und ohnmächtig. Da gilt Gottes gutes Wort: Einer ist stärker als alles Alte, Schwache, Unglückliche: Jesus Christus.
Himmlische Neuigkeiten
Der Neubeginn hat in der Bibel einen großen Stellenwert. Als Jesus auf diese Erde kam, brachte er den Menschen etwas völlig Neues. Damals galten in Israel im religiösen Leben die Lehren, Regeln und Verbote der Schriftgelehrten und der Pharisäer, mit einem Wort - der führenden Männer. Jesus stellte manch Altes, Gewohntes völlig auf den Kopf. Er lehrte die Menschen – jedoch anders, als sie es gewohnt waren. In seinen Worten kamen die Liebe und Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck, in seinem Tun leuchtete das Göttliche auf. So wunderten sich seine Zuhörer - und reagierten ganz unterschiedlich. Die einen äußerten sich skeptisch und wenig freundlich: "Die Leute, die ihm zuhörten, staunten über ihn und fragten: ,Wie ist so etwas nur möglich? Woher hat er diese Weisheit? Wer gibt ihm die Macht, solche Wunder zu tun? Er ist doch der Zimmermann, Marias Sohn. Wir kennen seine Brüder Jakobus, Joses, Judas und Simon. Und auch seine Schwestern leben alle unter uns.‘ Sie ärgerten sich über ihn.“ (Markus 6,2-3 Hfa) Die anderen wieder waren für Neues bereit. Sie staunten "sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten" (Markus 1, 22 Elb).
Im Grunde stehen wir heute vor derselben Wahl: Geben wir Jesus in unserem Leben eine Chance oder lehnen wir ihn - zweifelnd und verärgert - ab? Doch was bedeutet es ganz praktisch, einen Neuanfang im Glauben zu wagen? Am besten, wir lassen ein biblisches Beispiel dafür sprechen!
Vom Saulus zum Paulus
Der Name "Paulus" wird Ihnen sicher bekannt vorkommen - schließlich gilt der Namensträger als einer der "großen" Missionare der ersten Christenheit. Ob er sich wohl selbst so bezeichnet hätte? Früher, in seiner Vergangenheit, war ihm Stolz durchaus nicht fremd. Er hatte eine vorbildliche Erziehung und die beste Bildung genossen, war ein kluger, scharfsinniger Mensch, der für den Glauben vollen Einsatz zeigte. Das Problem dabei war: Er agierte entschieden gegen Jesus. Saulus - wie er damals noch hieß – hatte Jesus selbst nicht gesehen oder gehört, doch er war überzeugt davon, dass die Christen, die Anhänger dieses Jesus von Nazareth, ausgerottet werden müssten. Und er verfolgte sie entschieden und erbittert, bis – ja, bis er auf dem Weg nach Damaskus die Stimme des Gottessohnes vernahm, die ihn aufhielt: "Als er aber hinzog, geschah es, dass er sich Damaskus näherte. Und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst." (Apostelgeschichte 9, 3-4 Elb.)
Von da an nahm das Leben des Saulus eine Wende. Paulus - so sein neuer Name - wurde vom Verfolger zu einem begeisterten Nachfolger Jesu und dessen Verkünder. Nun wusste er, worauf es wirklich ankam, und bekannte später: "Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade mir gegenüber ist nicht vergeblich gewesen." (1. Korinther 15,10 Elb.)
Neubeginn heute
Aus einem Saulus ein Paulus werden - vielleicht erscheint Ihnen dies als eine "Nummer zu groß", zu gewaltig, zu radikal. Doch ein Neubeginn bedeutet immer auch eine Umkehr, ein Verlassen der alten Bahnen, eine neue Sichtweise. Wer zu bequem ist, sich zu hinterfragen und etwas Neues zu wagen, wird weiter „in der alten Suppe schwimmen“. Manche haben sich mit den Umständen so abgefunden, dass sie zwar nicht glücklich sind, aber dennoch das Gewohnte nicht aufgeben wollen. Wem das genügt ... Doch ist es nicht schade, die große Chance auf einen Neuanfang zu verpassen, wenn dabei so viel auf dem Spiel steht? Sinn und Ziel, Werte, Beziehungen, Zukunft! Wollen wir all das wirklich dem "Zufall" überlassen, statt unser Leben mitzugestalten?
Gott hat uns die Möglichkeit gegeben, neu zu beginnen - und dies nicht nur einmal. Denn wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir vielleicht einen neuen Weg eingeschlagen haben - doch mit den alten Schuhen weiterwandern ...!
Wer kann schon sein Leben von heute auf morgen total umkrempeln? Wer kann sich selbst verändern? Da muss schon Größeres, Stärkeres im Spiel sein. Gott selbst greift in das Leben eines Menschen ein und bewirkt Neues – wenn der Mensch das auch möchte. Und weil Gott weiß, dass wir manchmal mehr schlecht als recht auf unserem neuen Weg dahinstolpern, dass wir "stürzen" und "fallen", gibt er uns die Möglichkeit, stets wieder aufzustehen und weiterzugehen, neu anzufangen und den Mut nicht zu verlieren. Woher wir das wissen?
Ostern!
Der Neubeginn hat mit einem bestimmten Fest zu tun, das alle Jahre im Frühling gefeiert wird. Auch wenn uns die Wirtschaft mehr mit gekochten Eiern, Schokolade und Geschenken beschäftigt, ist Ostern dennoch nach wie vor das bedeutendste Glaubensfest der Christenheit. Vom Karfreitag, vom Sterben Jesu am Kreuz über den Karsamstag, seine Ruhe im Grab, bis zum Ostersonntag, zur Auferstehung Jesu, spannt sich der Bogen des himmlischen Erlösungsplanes.
Mit anderen Worten: Ich kann jederzeit zu Jesus kommen. Er lebt und ist uns Menschen nahe. Und wie schwer die Steine in meinem Gepäck auch sind – wie belastend und quälend mich meine Verfehlungen, meine Sünden, meine Schuld auch drücken – ich darf sie Jesus übergeben, ich kann neu beginnen. Vergebung macht dies möglich. Um mit Paulus zu sprechen: Wir sind begnadigte Menschen – wir sind vom "Alten" befreit und können guten Mutes und mit Freude im Herzen einen neuen Weg mit Gott einschlagen.
Beginnen Sie neu - am besten gleich heute! In einem guten Anfang liegt eine große Chance. Menschen, die immer wieder anfangen und sich dem Leben zuwenden, sind nicht so leicht unterzukriegen. Denken Sie nur an Stehaufmännchen. Krisen können kommen, manches beugt uns nieder, doch wer sich immer wieder erhebt und neu beginnt, bleibt im Leben. Wenn ich den Anfang als eine von Gott geschenkte Gelegenheit für mein Leben sehe, liegt im Neubeginn ein ungeheures Potenzial - es ist ein Ja zum Leben, ein Ja zu meiner Zukunft, ein Ja zu Gott. So schreibt auch Martin Buber: "Gott verlangt vom Menschen nur das Anfangen: Dass er anfange, das Rechte zu tun, und Gott wird ihm helfen, es zu vollenden, denn ohne Hilfe von Gott kann man ja nichts zu Ende führen."
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