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Verfasser:Mag. Claudia Flieder
Erschienen in:Top Life Aktuell 1802

Tragen und Getragen werden

Wie viel haben Sie heute schon getragen? Vielleicht haben Sie eine Einkaufstasche getragen, ein Paket zur Post gebracht, vielleicht war es nur ein leichter Brief ... Vielleicht haben Sie ein Kind im Arm oder etwas für einen anderen Menschen getragen ... Vielleicht konnten Sie ein Geschenk nach Hause tragen, etwas Schönes und Frohmachendes. Vielleicht aber haben Sie auch eine Sorge getragen, einen Kummer, einen Wunsch, ein Anliegen oder auch eine Krankheit und manche Beschwerden.

Manches war sicherlich schwer, was Sie getragen haben. So schwer, dass Sie eine Pause machen mussten. Oder Sie haben beim Tragen Hilfe gebraucht und waren froh, als Sie von Ihrer Last befreit waren.

Lasten abgeben Etwas zu tragen gehört zu unserem Leben, es ist ganz selbstverständlich. Unsere Füße tragen unseren Körper durch den Tag, unsere Hände tragen ständig große und kleine Dinge, und auch unser Herz muss vieles ertragen. Kleine Kinder wollen oft gerne selbst etwas tragen und sind gar nicht glücklich, wenn man ihnen sagt: "Das ist noch zu schwer für dich, das kannst du noch nicht tragen." "Doch, doch ..." Als Erwachsener ist es umgekehrt - man ist froh, wenn man hört, dass man etwas nicht selbst tragen muss bzw. man bezahlt sogar andere dafür, dass sie den Koffer schleppen. Oft genügt es auch schon, zu wissen oder zu erfahren, dass man etwas nicht alleine tragen muss - im buchstäblichen Sinn wie im übertragenen. Eine Sorge oder ein Anliegen mit lieben Menschen teilen zu können, zaubert die Sorge zwar nicht weg - aber es ist trotzdem eine spürbare Erleichterung.

Wie viel trägt Gott?

Wenn wir zu den Anfängen des Volkes Israel zurückkehren, denken wir meist an die großen Wunder, die das Volk erlebt hat – an den Auszug aus Ägypten, die Durchquerung des Meeres, den langen Weg durch die Wüste, die Einnahme des verheißenen Landes ... Im 1. Kapitel des 5. Buches Mose finden wir einen Rückblick auf diese Anfänge, auf diesen langen Weg. Mose lässt noch einmal die Ereignisse und Erfahrungen vorbeiziehen - und er fasst das Erlebte in einem besonderen Wort zusammen: "Der HERR, euer Gott, der vor euch herzieht, wird für euch kämpfen nach allem, was er in Ägypten vor euren Augen für euch getan hat, und in der Wüste, wo du gesehen hast, dass der HERR, dein Gott, dich getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Weg, den ihr gezogen seid, bis ihr an diesen Ort kamt." 5. Mose 1,30-31

Gott hat das Volk getragen, sein Volk. Und noch deutlicher wird im Lied des Mose ausgedrückt, wie nah er seinem Volk gewesen ist. Denn ER selbst, der ewige Schöpfer und Herr der Welt, hat sich um diese Menschen gekümmert. "Denn der Anteil des HERRN ist sein Volk, Jakob das Maß seines Erbteils. Er fand ihn im Land der Wüste und in der Öde, im Geheul der Wildnis. Er umgab ihn, gab Acht auf ihn, er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie der Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie trägt auf seinen Schwingen, so leitete ihn der HERR allein, und kein fremder Gott war mit ihm." 5. Mose 32, 9-12

Wie nah ist Gott Ihnen heute gewesen? Haben Sie sich von ihm finden lassen so wie Jakob in der Wüste? Oder haben wir - wieder einmal - gemeint, wir schaffen es schon selbst, wir brauchen keine Hilfe? Oder wir müssen allein mit unserer Last fertig werden, wir sind nicht würdig genug, dass Gott sich um uns kümmert?

Eine schwere Last

Ich möchte Ihnen zu dieser Frage eine Begebenheit erzählen: Meine Hündin Leni war zwar nicht gerade die leichteste - beim Spielen ließ sie sich aber willig herumtragen. Eine Eigenheit von ihr war, dass sie sich gerne im Schlamm wälzte. Wenn Leni nach dem Spaziergang unter die Dusche musste, konnte sie sich schwer wie ein Stein machen. Man hatte fast den Eindruck, dass sie, wenn sie etwas nicht wollte, ihr Gewicht verdoppeln konnte!

Das heißt: Wer sich sträubt, wer nicht will, kann sich sehr schwer machen. Und so möchte ich uns heute fragen - ob nicht auch wir uns manchmal ganz schön schwer vor Gott verhalten. Durch unseren Unglauben, unser Misstrauen, vielleicht unseren eigenen Willen, unsere Skepsis, unsere Besserwisserei ... Gott trägt - und doch werden wir auch manchmal für Gott zur Last. Wie schwer machen wir es Gott, uns zu tragen? Springen wir immer wieder von seiner Hand, mit der er uns durch manche Schwierigkeit tragen möchte? Uns zu tragen hat Jesus unglaublich viel gekostet. Es hat ihn sein eigenes Leben gekostet, unsere Schuld zu tragen, unseren Unglauben, unsere Sturheit. Er hat getragen - bis ans Kreuz und am Kreuz. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass diese Last uns das ewige Leben gekostet hätte und unsere Rettung darin besteht, dass sie ein anderer getragen hat.

Mut ist nötig

Es gehört natürlich ein gewisser Mut dazu, sich tragen zu lassen - Mut und Vertrauen. Und da muss ich immer wieder an einen Bericht im Neuen Testament denken, im zweiten Kapitel des Markusevangeliums: Jesus ist in Kapernaum, viele Menschen wollen ihn sehen und hören. Es ist für Neuankömmlinge kein Platz mehr da. Doch vier Männer wollen auch unbedingt zu Jesus - nicht für sich. Sie wollen ihren Freund zu Jesus tragen. Er kann nicht selbst kommen, denn er ist gelähmt. Und so kann er sich nur tragen lassen. Aber dadurch erlangt er eine große Chance. Es kommt zu einer Begegnung mit Gott und zu einem wunderbaren Neuanfang. Menschen tragen Menschen zu Jesus. Vielleicht haben Sie schon andere zu Jesus getragen - im Gebet, in praktischer Hilfe, im Gespräch ... Aber gerade im Miteinander wird uns die Last manchmal sehr schwer. Gerade im Dienst für Gott gibt es große Aufgaben, denen wir uns vielleicht nicht gewachsen fühlen.

Getragen werden

Auch Mose fühlte sich seiner Aufgabe nicht immer gewachsen. Schließlich rief er verzweifelt zu Gott. Die Last war ihm zu groß geworden, und er klagte über seine Not: "Und Mose sagte zu dem HERRN: Warum hast du an deinem Knecht so schlecht gehandelt, und warum habe ich nicht in deinen Augen Gunst gefunden, dass du die Last dieses ganzen Volkes auf mich legst? Bin ich etwa mit diesem ganzen Volk schwanger gewesen, oder habe etwa ich es geboren, dass du zu mir sagst: Trage es an deiner Brust, wie der Betreuer den Säugling trägt, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast? Woher soll ich Fleisch haben, um es diesem ganzen Volk zu geben? Denn sie weinen vor mir und sagen: Gib uns Fleisch, damit wir essen! Ich allein kann dieses ganze Volk nicht tragen, denn es ist mir zu schwer. Und wenn du so mit mir tust, dann bringe mich doch um, wenn ich in deinen Augen Gunst gefunden habe, damit ich mein Unglück nicht mehr ansehen muss. Und der HERR sprach zu Mose: Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels, von denen du erkannt hast, dass sie Älteste des Volkes und seine Aufseher sind, und führe sie zu dem Zelt der Begegnung, dass sie sich dort mit dir zusammen aufstellen! Und ich werde herabkommen und dort mit dir reden, und ich werde von dem Geist nehmen, der auf dir ist, und auf sie legen, damit sie mit dir an der Last des Volkes tragen und du sie nicht mehr allein tragen musst." 4. Mose 11,11-17

Gott hörte Moses Schreien - und auch wir können diese Erfahrung immer wieder machen. Gott hört jeden Hilferuf und sendet Hilfe. Er stellt uns Menschen zur Seite, die mittragen, er stärkt uns durch sein Wort, durch seine Nähe und durch seine Treue. Gott ist ein Gott, der nicht nur in der Vergangenheit seine Liebe an uns bewiesen hat, sondern sie auch für die Zukunft verspricht. Er trägt uns heute und in Ewigkeit.

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Erschienen in: Top Life Aktuell 1801

 

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