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Verfasser:Mag. Claudia Flieder
Erschienen in:Top Life Aktuell 1001

Viel Glück!? - Wunsch und Wirklichkeit

Eine kurze Frage vorweg: Was ist das? Alle suchen es, laufen ihm hinterher, streben es an – und doch entzieht es sich, zeigt sich launisch, ja geradezu unberechenbar, lässt sich nicht erhaschen, weder kaufen noch produzieren, bleibt in unerreichbarer Ferne, ersehnt, begehrt…? Vom Glück ist hier die Rede, von jenem Gut, das seit alters besungen und beschrieben, erwünscht und gesucht wird.

© Galyna Andrushko-fotolia
Die Suche nach dem Glück reicht bis in unsere moderne Zeit hinein, ja, sie lebt täglich neu auf, betrifft Menschen auf allen Kontinenten, in allen Ländern, Arme und Reiche, Gebildete und Ungebildete, Männer wie Frauen, Kleine und Große – Grund genug, diesem seltsamen Phänomen einen ganzen Artikel zu widmen.

Dem Glück nachjagen

Glück ist ein vielschichtiger Begriff, der Empfindungen vom momentanen Glücksgefühl bis zu anhaltender Glückseligkeit einschließt. Schon in der Antike versuchten die frühen Philosophen, den Weg zum Glück zu definieren. Doch lässt sich Lebensglück in eine "Formel" pressen? Gibt es für alle Menschen gültige Kriterien dafür, wie Glück zu erlangen ist? Ist Glück nicht viel mehr ein Roulette-Spiel? Eine Glücksfrage? Oder ist jeder – wie der Volksmund sagt – seines Glückes Schmied? Womöglich ist Glück anlagebedingt, sozusagen genetisch fixiert?

Die Glücksliteratur in unseren Tagen explodiert förmlich. Moderne Ratgeber möchten uns weismachen, dass Glück machbar, käuflich und erlernbar sei, es müsse nur richtig geübt werden. Und in eine ähnliche Bresche schlägt die Werbung: Kauf dieses oder jenes Produkt – und du wirst damit garantiert glücklich! Ein Trugschluss, wie wir wissen – denn wenn erst der Kaufrausch verflogen ist, muss wieder nachgekauft werden, um wenigstens für einige kurze, flüchtige Augenblicke eine Art Glücksgefühl zu verspüren.

Das Glück wohnt in Hütten

Dass wir vorsichtig sein müssen, "Glück" in enger Verbindung mit "Besitz" zu sehen, zeigen Studien und Vergleiche zwischen verschiedenen Kulturen dieser Welt in Bezug auf die Frage nach dem persönlichen Glück. Dabei stellt sich nämlich – sonderbarerweise? – heraus, dass Menschen mit weniger materiellen Gütern und unter einfacheren Lebensbedingungen als wir hier in Europa lebend sich durchaus auch als "glücklich" bezeichnen. Ein indisches Sprichwort sagt, dass das Glück in Hütten wohnt, nicht in Palästen. Einen ähnlichen Bericht bringt die Berliner Zeitung über das Ergebnis einer Vor-Ort-Recherche im November 2000:

"Europäische Forschungsreisende der jüngeren Zeit sahen, rochen und fühlten das Elend Bangladeschs und kamen zu dem Schluss: ‚Das ist kein Leben.’ Aber fragen wir die dürre kleine Frau im zerrissenen Sari, die bei Sonnenuntergang in den Ruinen des uralten buddhistischen Klosters von Paharpur im Nordwesten Bangladeschs hockt. […] ‚Mir geht es gut, ich esse zweimal am Tag.’ Zweimal, das ist in der Tat nicht schlecht. Und sie lacht so, dass der Blick auf ihre Zahnstummel vollständig frei ist. Weder Frau Mujahi noch ihr 23-jähriger Sohn Musun haben je ferngesehen, sie wissen nicht, welches Glück Weichspüler für Frotteetücher verheißen oder was für ein Gefühl von Freiheit eine bestimmte Automarke vermittelt. Wenn sie Geld hätte, würde Frau Mujahi den Sohn verheiraten oder seine Nachtblindheit behandeln lassen. Aber unglücklich? Nein, nein. 'Very, very happy' sei sie, selbstverständlich, sie lebe ja, und zwar in einer Familie und 'unter dem großen wunderbaren Himmel'?."

Nicht Ziel, sondern Folge

Einer der bedeutendsten Psychiater der Gegenwart, Professor Victor E. Frankl, hat immer wieder betont, dass Glück nicht anstrebbar ist. Glück ist nicht Ziel, sondern Folge einer Lebenseinstellung, die Arbeit, Leben, Liebe und den Sinn des Lebens bejaht. Glück ist sozusagen der Erfolg einer Kette von Lebensstilmustern, ein stiller, treuer Gefährte, der sich meinem Leben dazugesellt, wenn ich auf die richtigen Werte setze. Glück ist eine "Zugabe", wenn viele Voraussetzungen stimmen. Von daher können wir von bestimmten "Glücksfaktoren" sprechen: Geborgenheit, Liebe, Helfen, Gemeinsamkeiten beispielsweise. Wer diese Lebenseinstellung besitzt, wird sich über kurz oder lang als glücklichen Menschen erleben. Um nur einen Wert davon herauszugreifen: Wer liebt, hat einen Sinn im Leben. Und wer ein "Wozu" im Leben hat, erträgt auch fast jedes "Wie" (um mit Victor Frankl zu sprechen).

Reinhold Ruthe fasst den Zusammenhang zwischen Liebe und Glück kurz und bündig zusammen: "Wer liebt, wird gebraucht. Wer liebt, verströmt Hoffnung. Wer liebt, beglückt einen anderen. Wer liebt, tut sich selbst etwas Gutes. Wer liebt, erlebt Glücksgefühle." Früher schrieben wir ins Poesiealbum: "Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück, denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück". Zugegeben, das klingt ganz anders als das Glücksmotto der Werbung und des Zeitgeists, das da lautet: Kauf! Nimm! Hol dir! Reiß an dich! Doch – wie es so schön heißt – der Vergleich macht Sie sicher: Wer Liebe lebt, erlebt Glück, und zwar langfristig, dauerhaft und nicht nur für wenige kurze Momente.

Glück kann man lernen

Noch etwas anderes zeichnet Menschen aus, die ihr Leben für Glück öffnen. Sie haben gelernt, das Leben zu nehmen, wie es ist, und mit einer positiven Einstellung ihr Leben zu meistern. Nicht mehr Gier und Neid, die Lust auf "mehr" und ständige Unzufriedenheit prägen das Gemüt, sondern die Freude am Kleinen, eine tiefe Zufriedenheit und Dankbarkeit des Herzens. Davon erzählt auch die Geschichte vom Schäfer, der jedes Wetter liebt, erzählt von Hans Steinacker: Ein Wanderer trifft auf eine Schafherde mit ihrem Schäfer im Hintergrund. Der Wanderer schaut in den Himmel und fragt den naturverbundenen Hirten: "Wie wird das Wetter heute?" Der Schäfer überlegt einen Augenblick und spricht den neugierigen Wanderer an: "So, wie ich es gerne habe." Der Wanderer zieht die Stirne kraus und versteht den Schäfer nicht. "Woher wisst Ihr, dass das Wetter so sein wird, wie Ihr es liebt?" Dann rückt der Schäfer mit seiner Weisheit heraus: "Ich habe die Erfahrung gemacht, mein Freund, dass ich nicht immer das bekommen kann, was ich gerne möchte. Also habe ich gelernt, immer das zu mögen, was ich bekomme. Deshalb bin ich ganz sicher: Das Wetter wird heute so sein, wie ich es mag."

Die Quelle des Glücks

Das Leben zu nehmen, wie es kommt, darin das Gute zu sehen und es dankbar zu gestalten – das zeichnet vor allem Menschen aus, die den Grund wahren Glücks gefunden haben: Gott.

Wie heißt es schon in der Bibel? "Wie glücklich sind die, die bei dir ihre Stärke finden." Psalm 84, 6 "Ich sage zu dir: Du bist mein Herr. Mein Glück finde ich allein bei dir." Psalm 16, 2 "Deine Nähe erfüllt mich mit Freude; aus deiner Hand kommt ewiges Glück." Psalm 16, 11 Und mit einem Wort Jesu aus dem Neuen Testament: "Wirklich glücklich sind die Menschen, die Gottes Wort hören und danach leben." Lukas 11, 28

Reinhold Ruthe drückt das Glück des Glaubens wie folgt aus: "Dem lebendigen Gott in allen Situationen unseres Lebens vertrauen zu können, ist vermutlich das größte Glück, das Menschen erfahren".

In diesem Sinne: Suchen Sie nicht länger Ihr Glück. Jagen Sie ihm nicht nach. Es ist schon da und wartet darauf, in Ihr Leben aufgenommen zu werden. Sagen Sie JA zu Gott und seinem Angebot, lassen Sie den ein, der die Fülle des Glücks mit sich bringt. Ihr Leben wird sich verändern – und Sie zu einem glücklichen Menschen machen!

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