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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1802

"Mein Gott ..." - gibts den wirklich?

Irgendwie ist es paradox: Die Überzeugung, dass es Gott nicht gibt, kommt nicht aus dem Wissen. Man muss es tatsächlich glauben! In diesem Sinn gibt es eigentlich gar keinen Ungläubigen. Derjenige, der glaubt, es gebe Gott, glaubt sowieso. Aber auch derjenige, der das nicht glaubt, weiß es nicht wirklich, sondern glaubt es nur - beweisen kann er es nämlich nicht. Er ruht sich nur darauf aus, dass die Beweislast scheinbar beim bekennenden Gläubigen liegt.

Zu kompliziert? Einfach den Absatz nochmals lesen. Es ist gar nicht so schwer, nur anfänglich etwas verwirrend.

Es wimmelt nur so von Gott

Grüß Gott ist der typische Gruß aus Österreich, den man auch im südlichen Deutschland und in Südtirol hört. Mit Gott hat das aber weniger zu tun. Mein Gott, so ist es halt, Gott sei Dank, darf man hier über Gott und die Welt ein wenig nachdenken. Schon mein Großvater, Gott hab’ ihn selig, meinte, an Gottes Segen sei alles gelegen. Wenn er aber böse war, schimpfte er schon einmal lautstark Herrgott nochmal! Von der Großmutter kam nur das Jesas Maria und Josef, wobei sie vermutlich nicht an die Krippenszene dachte. Nein, um Gottes Willen, ich will das nicht übermäßig kritisieren - Ihr Wort in Gottes Ohr. Schließlich ist es so, dass der Mensch denkt und Gott lenkt. Das betrifft übrigens auch den, der durch Betrügereien wie Gott in Frankreich lebt. Er kann sich nie sicher sein, denn Gottes Mühlen mahlen langsam. Ja, und da ist dann noch das Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Ob ich das so glaube? Gott bewahre!

Was, um Gottes Willen, möchte ich damit sagen? Lesen Sie weiter im Leitartikel auf der nächsten Seite. Vielleicht berührt Sie der eine oder andere Gedanke oder fordert Sie heraus. Was auch immer, ich wünsche Ihnen gewinnbringende Minuten auch mit dieser Ausgabe von Top Life Aktuell.

Ja, es wimmelt nur so von Gott, der zumindest in unserem Sprachgebrauch allgegenwärtig ist. Das liegt wohl mehr an der christlichen Kultur als an der persönlichen Überzeugung, dass es Gott gibt. Und ehrlich gesagt, diese Floskeln können ganz schön nerven. Vermutlich merken es diejenigen gar nicht, die diese Wort­hülsen verwenden. Es ist auch nicht böse gemeint und sicher kein Grund, jemanden deshalb zu verurteilen. Aber zum Nachdenken bringen, das darf man schon.

Worte. Dass viele nicht nur das Wort "Gott" verwenden, sondern auch an Gott glauben, ist noch lange kein Beweis dafür, dass es ihn wirklich gibt. Jede Religion könnte mit diesem Argument "beweisen", dass es wahr ist, an wen und woran ihre Anhänger glauben.

Märtyrer. In christlichen Kreisen wird auch gerne angeführt, dass sich die vielen Märtyrer sicher nicht für eine Illusion aufgeopfert haben. Aber auch das ist kein Beweis. In allen Religionen gibt es Menschen, die bereit sind, auch ihr Leben für die Sache einzusetzen. Das müssen nicht einmal religiöse Beweggründe sein. Im Einsatz für politische und wirtschaftliche Gerechtigkeit haben schon viele Menschen ihr Leben verloren. Sie wussten um das Risiko.

Erfahrungen. "Ich habe es selbst erfahren/erlebt" ist ein Argument, das von tiefgläubigen Menschen kommt. Bei allem Respekt, auch das kann man durchaus in Frage stellen, weil Menschen alles Mögliche erfahren/erleben. Mich erinnert das an ein Gespräch, das ich mit einer Frau hatte. So freundlich das Gespräch auch begann, es endete nicht erfreulich, nachdem ich versucht hatte, ihr aus der Bibel zu zeigen, dass es nicht ihr verstorbener Vater sein könne, der immer wieder in ihrem Zimmer erschien. Natürlich war es in ihren Augen von mir vermessen, ihre Erlebnisse in Frage zu stellen oder sie anders zu bewerten. Ich hatte bei der Betreuung von Menschen ein paar ähnliche Begegnungen und bin vermutlich deshalb heute etwas skeptisch, wenn ich Erfahrungen höre, die Gott oder seine Führung beweisen sollen.

Fester Glaube. Letztendlich ist, wie schon am Anfang erwähnt, der Glaube, und sei er noch so gewiss und stark oder wie man ihn auch sonst noch bezeichnen mag, kein Beweis für die tatsächliche Existenz Gottes. Menschen glauben an alles (Un)Mögliche. Das beweist aber gar nichts.

Schlussfolgerung: Versuchen Sie nie, Gott zu beweisen. Das ist unmöglich, kann nicht gelingen und endet nur in einer Reihe von Behauptungen, die jeder aufstellen kann.

Das war’s?

Nein, es wird für gläubige Menschen noch "schlimmer". Da gibt es nämlich eine Reihe von "Beweisen", dass es Gott nicht gibt. Als häufigstes Argument werden das Chaos und das Elend auf diesem Planeten angeführt. „Warum lässt Gott das zu?“ Diese Frage ist der Auftakt zu weiteren Fragen, auf die es keine wirklich befriedigende Antwort gibt. Die vielen widersprüchlichen Religionen, die auch in sich gespalten sind und sich untereinander bekriegen, seien doch „Beweis“, dass alles Unsinn und Einbildung ist - der arme Mensch, der sich mit tausenden Lehren und Theorien herumschlagen müsste, um die Wahrheit zu finden! Vergiss es, so kommt man nie zu einem Ziel! Man wird sich höchstens für etwas entscheiden, was einem liegt und logisch vorkommt. Neben der Tradition, die man in seiner Kultur vererbt bekommen hat, gehört das wohl zu einem der häufigsten Gründe, warum sich Menschen für einen "Glauben" entscheiden.

Irgendwie ist das alles so unübersichtlich und verwirrend, dass man den Mut verliert, überhaupt noch an etwas zu glauben. Also glaubt man gar nichts mehr. Nein, falsch, man glaubt schon - nämlich, dass es keinen Gott gibt oder irgendetwas Höheres, das man beschreiben könnte. So gehört man eben auch zu den (An nichts)Gläubigen.

Ich glaube an Gott ... nein, nicht deshalb, weil ich in einer christlichen Familie aufgewachsen bin. Ich habe "unseren" Glauben schon früh hinterfragt, so manches abgelehnt und anderem zugestimmt, das in meinem Elternhaus nicht so gesehen wurde. Der Grund meines Glaubens ist auch nicht der, weil es unsere Kultur so vorgibt. Da wäre ich zu rebellisch. Ich mag keine Zwänge und Massenphänomene. Das reizt mich zum Widerspruch. Selbst meine Erfahrungen sind nicht dafür entscheidend, warum ich an Gott glaube. Nur zu oft habe ich erlebt, dass ich mir selbst etwas vorgemacht oder schön- oder schlechtgeredet habe.

Wenn ich erkläre, warum ich glaube, wird das sicher viele nicht überzeugen. Glücklicherweise muss ich meinen Glauben nicht beweisen - wie alle anderen auch nicht. Ich darf aber Gründe anführen, die mich zur Überzeugung geführt haben, dass es einen Gott gibt. Ich kann ihn sogar näher beschreiben und kennen. Wie bei vielen anderen Themen ist es hilfreich, möglichst den Anfang zu kennen. Das ist natürlich bei Gott und der Welt nicht so einfach, weil es weit in der Vergangenheit und somit außerhalb jeglichen Beweises liegt. Mit diesem Umstand bin ich aber nicht alleine. Selbst die klügsten Köpfe stehen vor der gleichen Herausforderung: Über den Anfang kann man nur mutmaßen, Theorien aufstellen, sie wieder verwerfen, neue entwickeln und so weiter. Das ist ein ganz normaler Vorgang in der Wissenschaft, den man nicht negativ bewerten sollte. Hätte sie die eigenen Theorien nicht immer wieder korrigiert, stünden wir noch im Mittelalter. Also meinerseits gibt es keine Kritik an diesem Vorgehen der Wissenschaft. Diese notwendigen Berichtigungen sollten Gläubige nicht für „ihre Sache“ ausnutzen. Und trotzdem sende ich die Kritik an die Wissenschaft, dass man Dinge, die man nicht beweisen kann, nicht als unumstößliche Tatsachen darstellen darf und Gläubige nicht einfach Dummköpfe sind.

Worum es geht? Um den Beginn und die Entwicklung allen Lebens! Man könnte es auf die Frage "Schöpfung oder Evolution?" herunter­brechen. Mich interessieren Themen aus der Wissenschaft, und ich staune immer wieder über die vielen Wunder, die sie uns durch ihre Leistungen sichtbar macht. Für den einen oder anderen Gläubigen klingt das wohl befremdlich, aber das kommt deshalb, weil man das Thema nur oberflächlich betrachtet. Einem gläubigen Menschen sollte es sogar ein Anliegen sein, über echte wissenschaftliche Ergebnisse zu verfügen. Genau das ist das Dilemma der Evolutionswissenschaft. Man hat es mit vielen Fakten, aber noch mehr mit Schlussfolgerungen zu tun, die man nicht sauber trennt. Das schadet eigentlich dem Ansehen der Wissenschaft und spielt dem Aberglauben in die Hände.

Der Anfang

Kurz: Ich kann nicht glauben, dass die kompliziertesten Strukturen, die unzähligen Gesetzmäßigkeiten und millionenfachen "Wunder" einfach nur so zufällig einer Ursuppe entsprungen sind und sich in einem unvorstellbar langen Zeitraum in diese Perfektion entwickelt haben. Ich habe wirklich versucht, das zu glauben, aber so viel Glauben kann ich nicht aufbringen.

Nicht einmal so "einfache" Dinge wie die amerikanischen Präsidenten auf Mount Rushmore konnten durch Wasser, Wind und Wetter entstehen. Nach Milliarden Jahren würde nicht ein einziges Gesicht erkennbar sein - höchstens irgendwelche unregelmäßigen Formationen, die man mit Fantasie so beschreiben könnte. Hinkt das Beispiel, weil es sich um unbelebte Materie handelt? Ja, aber die belebte Materie macht den Zufall wohl nicht wahrscheinlicher. Dass die faszinierenden Abläufe im menschlichen Körper, mitsamt den Organen und tausendfachen Abhängigkeiten allein durch Selektion und Mutation entstanden seien, hat mich nicht überzeugt. Ich habe für mich die Schlussfolgerung gezogen, dass da ein genialer Architekt dahintersteckt, der fast unzählige Varianten des Lebens und der Natur erdacht und geschaffen hat. Dass sich daraus Unterarten entwickeln können, liegt in der Natur der Sache. Aber ein Fisch bleibt ein Fisch, ein Hund bleibt ein Hund, und der Mensch mag sich im Aussehen und in den Fähigkeiten unterscheiden, aber er bleibt Mensch. Ja, das glaube ich so wie mancher Wissenschaftler, der das so nicht sagen darf, weil er sonst in Kollegenkreisen zerrissen würde. Schade. Wir glauben doch alle und ziehen unsere Schlüsse. Wenn wir nun übereinander herfallen und wissen wollen, wer nun Recht hat, wirft uns das in die "Steinzeit" zurück. So ähnlich erleben wir das auch gegenwärtig mit Religionen. Intoleranz und militanter Extremismus machen uns alle kaputt, und das nur wegen Dingen, die wir nicht wirklich beweisen können. Was für eine Ironie!

Warum Christ?

Obwohl es noch viel zu sagen gäbe, seien zum Schluss noch ein paar Bemerkungen darüber angefügt, warum für mich ausgerechnet das Christentum, nein, speziell Jesus und die Bibel eine herausragende Bedeutung haben. Die Bibel deshalb, weil hier in aller Einfachheit der Anfang erklärt wird. Gott wird als der Schöpfer vorgestellt. Da geht es nicht um irgendeine mystische Figur, die unerklärlicherweise verehrt werden sollte. Es geht darum, dass der Mensch das Ergebnis der Schöpfung ist - die Ausführung eines Bauplanes, der alles überragt, was wir uns vorstellen können. Dann wird erklärt, dass diese vollkommene Ordnung durch das Böse empfindlich durcheinandergebracht wurde. Die weitere Geschichte mit vielen Namen, Ereignissen und Entwicklungen vermittelt eine Ahnung davon, was abgelaufen ist. Auch wenn da Lücken sind und vieles sehr einfach und kulturell geprägt erzählt wird, konfrontiert es mich mit einer fast erschreckenden Wahrscheinlichkeit.

Dann geht es um den Höhepunkt, um das Kommen des Erlösers, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Es geht darum, wie Gott wirklich ist, und was die Menschen seit der Schöpfung aus IHM gemacht haben.

Hier wird mein Glaube entscheidend geprägt. Durch den Charakter und das Leben von Jesus wird mir bewusst, wie lebensnah die christliche Lehre ist, aber auch wie sehr sie seitdem entstellt wurde. Aber das mindert nicht meinen Glauben an einen persönlichen Vater, an den Schöpfer, der mit seinem Sohn (so wird es uns bildlich dargestellt) alles geschaffen hat und wieder neu machen wird.

Keine Fragen mehr?

Oh doch, ich habe noch jede Menge Fragen. Vieles verstehe ich nicht und manches kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann immer wieder nur auf die Zukunft verweisen, die mir als recht hell und heilsam erscheint. Ich kann und will nichts beweisen, aber ich glaube und bin mir dessen bewusst, dass alles viel besser, schöner und viel komplexer ist, als es sich mir zeigt. Und dass so viel Leid und Unglück passiert, nimmt mir meinen Glauben an den großen Architekten nicht. Auch eine Schlossruine entwickelt sich nicht durch Zufall, sondern entsteht durch die Zerstörung eines ehemaligen wunderschönen Anwesens.

Solange die Präsidenten auf Mount Rush­more nicht vollständig durch Wind und Wetter zerfallen sind, kann man die Handschrift der Handwerker darin sehen! Zum Schluss sei noch gesagt, dass persönliche Erlebnisse, Erfahrungen und Glaubenserzählungen für mich nicht unbedeutend sind. Nein, auch wenn sie nicht für Beweise taugen, so ermutigen und stärken sie uns doch. Und wenn wir einmal etwas falsch deuten oder missverstehen, dann ist es keine Tragik, solange mein Glaube nicht andere ein­engt und gängelt. Ich bin überzeugt, dass uns Jesus die gewaltfreien göttlichen Werte vermittelt hat, die jeder für sich als moralischen Maßstab erkennen kann. Dass die biblischen Geschichten oftmals nur die allzu menschliche Seite im negativen Sinn zeigen, macht das Leben und die Lehren Jesu nur umso größer. Gott sei Dank!

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