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Verfasser:Dr. Roland Poms
Erschienen in:Top Life Magazin 2 / 2005

Der genetische Griff

Von Chancen und Risiken der Gen-Technik

MEV
Kaffeepflanzen, die kein Koffein enthalten, Tabakpflanzen, die menschliche Wachstumshormone bilden, Reis, der auch im geschälten Korn Provitamin A enthält, Getreide ohne Gluten - geht es nach den Befürwortern der Gentechnik, werden diese Ziele genauso wie die Anti-Matsch-Tomate keine Zukunftsmusik bleiben. Die Gentechnik-Industrie verspricht Großartiges. Dank der gentechnisch veränderten Lebensmittel sollen die Risiken der Herz- und Krebserkrankungen gesenkt werden. Dafür müsse man lediglich ungünstige Genstrukturen verändern. Es hört sich gut an, doch diese Pläne stoßen auch auf große Skepsis vonseiten der Umweltschutzorganisationen, aber auch mancher staatlichen Stelle. Das Informationsblatt des Österreichischen Bundesministeriums stellt fest: "Gentechnik ist weltweit in die Medizin, die Agrar- und Lebensmittelindustrie und den Umweltbereich eingedrungen. Sie eröffnet der Menschheit neue Chancen, bringt ihr aber auch neue Risiken. Deshalb müssen wir uns neuen Anforderungen für Information, Diskussion, Kontrolle und Ethik dieser neuen Technologie stellen". (Bundesministeriums für Frauenangelegen-heiten und Verbraucherschutz.)

Horrorvisionen?

Viele Menschen denken bei dem Begriff Gentechnik an "Turbokühe", Hühner mit vier Beinen und geklonte Menschen. Horrorvisionen von "künstlichem Leben" und Bedenken gegenüber der Wissenschaft schüren die Angst vor der Gentechnik und der gesamten Biotechnologie.

Letztendlich stehen wir vor entscheidenden Fragen, die im Laufe der Gen-Debatte immer wieder gestellt werden: "Beginnt der Mensch nicht Gott zu spielen, wenn er Organismen mit neuen Eigenschaften produziert oder gar "neue" schafft? Bebauen und bewahren wir Gottes Schöpfung noch verantwortbar, wenn wir versuchen, die Natur zu "verbessern", indem wir in die Erbsubstanz von Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren und sogar Menschen eingreifen? Haben wir damit die Grenze des Erlaubten überschritten?"

Ein Universitätsprofessor aus den USA formulierte dies folgendermaßen: "Es ist dem Menschen unmöglich, Gottes Schöpfung zu verbessern. Bestenfalls kann der Mensch Lebewesen für einen bestimmten Einsatzzweck anpassen. Diese Veränderung geht aber meist auf Kosten von anderen wichtigen Eigenschaften, wie zum Beispiel Fortpflanzungsfähigkeit oder Widerstand gegen nachteilige Umwelteinflüsse".

Ob Befürworter oder Gegner der Gentechnik, wir sind mit der Situation konfrontiert, dass uns die Gentechnik im täglichen Leben in so gut wie allen Lebensbereichen begegnet - mehr als wir ahnen. In manchen Fällen können wir selbst entscheiden, gentechnisch hergestellte Produkte zu verwenden oder nicht (z.B. Lebensmittel und deren Zutaten), manchmal aber ist es nicht so ganz ersichtlich, wo Gentechnik im Spiel ist. Medikamente, Essenzen, Enzyme für die Lebensmittel- oder Waschmittelproduktion sind schon oft - für den Verbraucher nicht ersichtlich - genverändert.

Eingriff in die Erbsubstanz

In der Züchtung von Kulturpflanzen (Getreide, Obstbäume, Blumen, etc.) griff man Jahrtausende lang in das Erbmaterial von Kulturpflanzen eher unspezifisch ein - z.B. durch künstliche Fremdbestäubung, Veredeln von Obstbäumen, Kreuzung verschiedener Sorten/Arten. Dabei nützte man immer natürliche Vorgänge der Zellteilung der Organismen, wo es zu einer Durchmischung der Gene gleicher Art kommt. Im menschlichen Bereich kann man dies mit vererbten Eigenschaften vergleichen, die von einer Generation zur anderen mit einer Vielfalt an Variationsmöglichkeiten weitergegeben werden - z. B. Haar- oder Hautfarbe, Größe, aber auch Defekte und Krankheiten.

Später verwendete man radioaktive Bestrahlung oder Beschuss von Zellkernen mit -feinsten Partikeln, um Erbmaterial zu verändern und den menschlichen Bedürfnissen anzupassen.

Durch die Gentechnologie werden diese Prozesse zeitlich abgekürzt und man verändert genau eine oder mehrere Eigenschaften. Man arbeitet mit "Schere" und "Klebstoff" (bestimmte Enzyme). Aus einem Organismus schneidet man kleine DNA-Abschnitte (=Gene) heraus und klebt sie nach einem Schnitt in die DNA eines anderen, "neuen" Organismus hinein.

Was ist ein Gen?

Jedes Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Pflanze, ist aus Zellen aufgebaut, wobei die Zelle die kleinste "selbstständige" Einheit eines Lebewesens darstellt. Der Mensch besteht aus mehreren Billionen Zellen. Jede einzelne Zelle enthält die gesamte Erbinformation für den ganzen Organismus. Die einzelnen Zellen werden durch biochemische Vorgänge zu Gehirn-, Haut-, Leber-, Muskelzellen u.a. spezialisiert.

Die Informationen für das Aussehen und die Funktion der Zelle und schließlich des ganzen Organismus befinden sich verschlüsselt auf einem Molekül, der DNA oder DNS (= Desoxyribonukleinsäure). Diese bilden kristallähnliche Fäden. Einzelne Abschnitte dieser DNA-Kette werden Gene genannt. Die Gesamtheit der Gene nennt man Genom. Das menschliche Genom besteht aus 80.000 bis 100.000 Genen.

Von Gen-Schaltknöpfen Jedes funktionstüchtige Gen besteht aus einem Einschaltknopf (Promotor), dem eigentlichen Gen (Struktur-Gen) mit eventuell einem Verstärker und einem Ausschaltknopf (Terminator).

Als Beispiel sei die Roundup-Ready Sojabohne genannt, der ein Resistenz-Gen gegen ein spezielles Herbizid (Gen zur Widerstandsfähigkeit gegen ein Unkrautvertilgungsmittel) eingesetzt wurde. In diesem Fall stammt der Einschaltknopf vom Blumenkohl-Mosaikvirus, das eigentliche Gen von einem Bakterium (Agrobacterium tumefaciens) und der Ausschaltknopf von einem anderen Gen desselben Bakteriums.

Zusätzlich enthält der neue DNA-Abschnitt ein Gen aus einer Petunien-Art. Dieses Gen veranlasst, dass das neue Protein in der Soja-Pflanze zu den Chloroplasten (der Energiezentrale der grünen Pflanzen) geleitet wird. Als neue Eigenschaft der Soja-Pflanze stirbt die Pflanze bei Anwendung des Spritzmittels Roundup-Ready nicht ab, bei der eine herkömmliche Soja-Pflanze nicht überleben würde. In diesem speziellen Fall bringt die gentechnische Veränderung eine Ertragssteigerung und eine Einschränkung der Menge an Spritzmitteln, die anstelle des Roundup-Ready verwendet werden müsste. Jedoch muss sich der Landwirt strikt an die Vorschriften des Herstellers halten und darf die Samen im Folgejahr nicht zum neuerlichen Anbau verwenden.

Gentechnik in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelindustrie

Die Gentechnik in der Landwirtschaft, die so genannte "Grüne Gentechnik", wird als Mittel gesehen, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern und Kosten zu senken. Man verspricht sich von der gezielten Veränderung des Erbgutes von Kulturpflanzen und vom Einbau von Resistenzgenen eine Verringerung des Einsatzes von Spritzmitteln gegen Schädlinge (Pestizide) und Unkraut (Herbizide). Derlei "künstliche" Resistenzen bilden zurzeit den Hauptanteil der gentechnisch veränderten Kulturpflanzen und finden vor allem bei Mais und Soja Anwendung.

Eine zweite Art von gentechnisch veränderten Organismen (GVOs) zielt auf eine Verbesserung der ernährungsphysiologischen Wirkung bestimmter Pflanzeninhaltsstoffe ab. Beispiele dafür sind verminderter Bitterstoffgehalt oder Toxingehalt (bei Raps) oder gesteigerter Vitamingehalt (gelber Reis durch Vitamin-A Bildung). Andere gentechnische Veränderungen ermöglichen gesteigerte Frostbeständigkeit (Erdbeere) oder längere Haltbarkeit (Anti-Matsch Tomate). Seit dem ersten kommerziellen Anbau von GVOs (gentechisch veränderte Organismen) hat sich die Anbaufläche weltweit von 1,7 Mio ha (1996) in nur wenigen Jahren auf 67,7 Mio ha (2003) ausgedehnt. Dabei konzentriert sich der Anbau auf fünf Staaten: USA (42,8 Mio ha), Argentinien (13,9), Kanada (4,4), Brasilien (3) und China (2.8). Die betroffenen Kulturen sind hauptsächlich Sojabohnen, Mais, Baumwolle und Raps.

Die Realität der Gen-Technik

Die Gentechnik ist in der Gewinnung und Verarbeitung von Lebensmitteln Realität. 60-70% aller verarbeiteten Lebensmittel sind während ihres Produktionsweges mit der Gentechnik in Berührung gekommen; sie sind in der Regel aber nicht selbst gentechnisch verändert. Weltweit werden zurzeit auf mehr als 70 Mill.?ha gentechnisch veränderte Nutzpflanzen kommerziell angebaut und das Erntegut gelangt entweder als Rohstoff in die Lebensmittelproduktionskette oder findet als Viehfutter Verwendung. Wenig von der Öffentlichkeit beachtet, werden zahlreiche Enzyme, Zusatzstoffe, Vitamine usw. für Lebensmittelverarbeitung und -veredlung mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen gewonnen. Für den Verbraucher ist die Verwendung von Bestandteilen aus GVO in ihren Lebensmitteln in der Regel nicht erkennbar. Prof. Dr. Kl.-D. Jany, Molekularbiologisches Zentrum der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel

Gentechnik in der EU

Durch die breite Ablehnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln in der Europäischen Union sind die US-Exporte von Mais in die EU von 3,3 Mio Tonnen im Jahr 1995 auf nur noch 26?000 Tonnen im Jahr 2002 gesunken. Außerdem wurden zwischen 1998 und 2004 keine neuen gentechnisch veränderten Pflanzen zum Anbau oder Vertrieb in der EU zugelassen. Erst 2004 wurden erstmals in der EU 17 Sorten eines insektenresistenten Maises zugelassen.

Trotzdem regelt die EU-Gesetzgebung die Kennzeichnung jeglicher GVOs (gentechisch veränderte Organismen) und deren Verwendung in der Futter- und Lebensmittelproduktion. Man ging sogar so weit, dass man auch für Kuhmilch Tests entwickeln wollte, die Auskunft über die Zusammensetzung des Tierfutters geben sollten. Auf diese Weise wollte man feststellen, ob die Kuh mit oder ohne GVO-Futter gefüttert wurde.

Auch bei Nichtverwendung von GVOs besteht die Möglichkeit einer Verunreinigung von nicht-deklarierten Produkten mit gentechnisch verändertem Material. Dies geschieht durch Verwendung gleicher Transportsysteme oder Produktionslinien für GVO- und Nicht-GVO-Produkte. Aber auch beim benachbarten Anbau von konventionellen und GVO-Kulturpflanzen ist eine solche Verunreinigung möglich. In der EU gilt eine allgemeine Kennzeichnungspflicht für GVOs - ob Saatgut, Futtermittel oder Lebensmittel. Da die Nachweismethoden so empfindlich sind und theoretisch wenige Moleküle einer speziellen DNA nachgewiesen werden können, hat man in der EU einen Grenzwert von 0,9% GVO-Anteil für nicht-deklarationspflichtige Lebensmittel eingeführt. Grundsätzlich dient dieser Schwellenwert nicht der Lebensmittelsicherheit, sondern sollte jedem Konsumenten die Wahlmöglichkeit zwischen traditionellen und gentechnisch veränderten Lebensmitteln bieten.

Ausnahmen von der Deklarationsrichtlinie stellen Eier, Milch und Fleisch von mit GVOs gefütterten Tieren sowie Verarbeitungshilfsstoffe wie Enzyme dar. Als Beispiel seien die Enzyme in der Bäckereiindustrie genannt, die zumindest zu 98% aus GVOs, genauer gesagt, aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen werden. Solche Hilfsstoffe, ebenso wie Aromen oder Essenzen aus GVOs, fanden in der Vergangenheit leichter Akzeptanz beim Konsumenten, da sie gereinigte Produkte darstellen und zum größten Teil nur in abgeschlossenen Systemen (Fermentoren) hergestellt werden.

Verwendet werden dürfen zahlreiche Verarbeitungsprodukte, die sich aus gentechnisch veränderten Pflanzen herstellen lassen. Das kann 20000 bis 30000 Produkte betreffen.

Risiken und Bedenken

Die Bedenken gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie sind recht unterschiedlich. Sie werden ethisch, ökologisch oder wirtschaftlich begründet. Vor allem aber fürchtet man sich vor einer möglichen Gesundheitsgefährdung.

Viele sehen für sich keinen direkten Nutzen. Sie erleben, wie die Landwirtschaft immer abhängiger wird. Biotechnologie- und Pharmakonzerne bestimmen die Richtung. Man befürchtet, dass es durch den patentrechtlichen Schutz der Saatgutvermehrung und durch die notwendige Verpflichtung zum Einsatz von Gesamtlösungen (Saatgut + Spritzmittel und eventuell auch Düngemittel) zur stärkeren Zentralisierung und Monopolisierung kommt.

Ökologen sehen die Gefahr der Auskreuzungen in der Natur (durch Pollenflug werden benachbarte Felder durch GVO verunreinigt), was zu Resistenzenbildungen führen könnte. Dies hätte auf lange Sicht wieder eine Steigerung des Einsatzes von Spritzmitteln zur Folge.

Gesundheitliche Risiken

Neben den ethischen, ökologischen und wirtschaftlichen Bedenken, die die Gentechnik in der Landwirtschaft aufwirft, stellt sich auch die Frage nach der gesundheitlichen Auswirkung auf den Menschen. Diskutiert werden Antibiotika-Resistenzbildung, Einführung neuer Allergene und unbekannte Risiken.

Die Gefahr der Wirkungslosigkeit von Antibiotika

Die Antibiotika-Resistenz-Gene werden zum Teil immer noch verwendet, um bei der Züchtung neue Pflanzen von den traditionellen zu trennen (Selektionsmarker). Diese werden in die DNA der neuen Pflanze eingeschleust. Bei Bedarf kann die Pflanze die Wirkung eines Antibiotikums aufheben. Es besteht nun die Möglichkeit, dass diese Antibiotika-Resistenz-Gene auf Bakterien übergehen, vielleicht auch in unserem Darm, oder auf Krankheitserreger, die dann mit diesem Antibiotikum und ähnlich wirkenden Mitteln nicht mehr bekämpft werden könnten. Diese Resistenzbildungen unter den Krankheitserregern sind aber auch ohne Gentechnik bereits ein großes Problem.

Neue Allergien

Werden neue Gene in die bestehende DNA "gepflanzt", kommt es zur Bildung artfremder Proteine. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass dadurch neue Allergene entstehen. Zum Beispiel wurde ein Gen aus der Paranuss in eine Sojasorte eingebaut, um den Schwefelgehalt der Pflanze zu steigern und damit ein ernährungsphysiologisch höherwertiges Produkt zu schaffen. Diese Pflanze wurde auf dem Markt nicht zugelassen, da dieses neue Lebensmittel für einige Menschen mit Nuss-Allergien eine nicht identifizierbare Gefahr darstellte. Dies trifft besonders dann zu, wenn es um den Verzehr von Grundnahrungsmitteln geht. Allgemein wird jede "neue" Pflanze geprüft, doch besteht ein Restrisiko bei den Proteinen, die vorher nicht oder nicht in so hohen Konzentrationen zur menschlichen Ernährung bestimmt waren. Die Allergien-Problematik wird aber in der Gen-Forschung als eher gering eingestuft.

Die DNA-Problematik

Wir nehmen mit der Nahrung (Pflanze, Bakterium, Fleisch etc.) immer große Mengen an DNA auf, die der Körper problemlos abbaut. Es liegt daher der Schluss nahe, dass auch die "neue" DNA so wie die "alte" abgebaut wird. Außerdem werden zurzeit keine künstlichen DNAs verwendet, sondern in der Natur vorkommende aus anderen Organismen gewonnene Gene, die somit auch für unseren Körper nicht völlig neu sind.

Kritiker der Gen-Technik weisen jedoch darauf hin, dass man keinesfalls Entwarnung geben könne. Es gebe noch keine Erfahrungen, ob es durch die neue Umgebung zu einer unvorhergesehenen Wechselwirkung kommen könnte.

Segen und Fluch der Technik

Zweifellos hat uns die Technik in vielerlei Hinsicht Erleichterungen gebracht. Viele Menschen profitieren davon und es ist heute unvorstellbar, auf diese Techniken zu verzichten. Wie gesund viele solcher Erleichterungen jedoch sind, ist die Kehrseite der Medaille. Der allgemeine Zustand der Bevölkerung hinsichtlich Zivilisationskrankheiten in den Industriestaaten spricht Bände. Auch die Verschmutzung der Meere, der Luft, die verseuchten Böden und die erschreckende Klimaveränderung sind nur einige Beispiele dafür, mit welchen Kosten der Eingriff in die Natur verbunden ist. Alle Umweltmaßnahmen sind mehr oder weniger verzweifelte Bemühungen, den Schaden zu begrenzen.

Die Gentechnik und die Bibel

Natürlich sagt die Bibel nichts über die Gen-Technik aus. Doch sie enthält wichtige Prinzipien, die uns helfen, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Den ersten Hinweis findet man schon auf den ersten Seiten der Bibel, im Schöpfungsbericht. Gott stellte den Menschen über seine Schöpfung - er sollte darüber "herrschen" (1. Mose 1, 28). In der Bibel wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass der Mensch zwar frei, aber für sein Tun verantwortlich ist. Das betrifft den Umgang mit sich selbst, mit seinen Mitmenschen, aber auch mit der gesamten übrigen Schöpfung.

Im Laufe der Zeit kam es zu entscheidenden Lebensveränderungen (z.B. Sündenfall und Sintflut mit ihren veränderten Umweltbedingungen - 1. Mose 3, 17-19; Kap. 8) Die Landwirtschaft und der Pflanzenbau sind seither ständigen Veränderungen unterworfen, in die der Mensch auch immer wieder mehr oder weniger korrigierend eingriff. So diente die Züchtung oder "Veredelung" einer Pflanze dem Zweck der Ertragssteigerung, der Sortenvielfalt und der Geschmacks- und Aromaverbesserung. Pflanzen wurden auch dem Anbaugebiet und Klima angepasst. Dabei brauchte jegliche durch Züchtung herbeigeführte "Verbesserung" mehrere Generationen.

In der Gen-Technik ist man überzeugt, dass durch moderne biotechnologische Methoden diese Veränderungen nun gezielter sowie auch artenübergreifend erreicht werden können. Dies ruft bei anderen aber wieder Ängste und Bedenken hervor.

Jeder Einzelne ist heute aufgefordert, für sich persönlich Entscheidungen zu treffen. Es gibt ein Für aber es gibt auch ein Wider und es gibt Grenzen, die überschritten werden können. Wer bestimmt diese Grenzen? Darf die Wissenschaft auch in das menschliche Erbgut eingreifen, wenn es nützlich erscheint? Welcher Missbrauch kann mit diesen technischen Möglichkeiten verbunden sein? Die anfängliche Frage "Beginnt der Mensch nicht Gott zu spielen?", bekommt dadurch eine neue Dimension. Die Geschichte zeigt den Missbrauch von technischen Fortschritten, die den Menschen einerseits Erleichterung, aber auf der anderen Seite Abhängigkeiten und neue Probleme brachten.

Letztendlich ...

Solange die Kennzeichnung von GVOs verpflichtend ist, hat man die Wahlmöglichkeit, zumindest in einigen Ländern der Erde, welchen vermeintlichen Risiken man sich aussetzen möchte.

Wir leben in einer Welt, die schon lange nicht mehr dem ursprünglichen Plan Gottes entspricht, in der ein harmonisches Zusammenleben von Gott und Mensch in seiner Schöpfung gewährleistet ist. Daher sind wir auch mit Technologien und Errungenschaften konfrontiert, die wir nicht eindeutig zuordnen und beurteilen können. Was bleibt, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Errungenschaften und eine persönliches Entscheidung nach Einschätzung der Sachlage.

Die Frage, ob Gentechnik in den Kochtopf kommt oder nicht, wird dadurch zu einer persönlichen Frage. Realistisch betrachtet ist diese Frage aber nicht, ob, sondern wie viel Gentechnik in meinen Kochtopf kommt - denn die Gentechnik hat Eingang in viele Lebensbereiche gefunden, die wir oft unbewusst nutzen. Die oft sehr emotional geführte Gen-Debatte ist nur ein weiterer Punkt, sich dankbar an ein Versprechen Gottes zu erinnern: ER wird eine neue Erde schaffen, die kein Mensch mehr verändern muss, weil sie vollkommen sein wird.

Dr.Roland Poms

GEN-Technik - Pro

  • Pflanzen werden gegenüber Schädlingen unempfindlicher.
  • Spritzmittel werden durch robustere Pflanzen eingespart.
  • Die Herstellung und Lagerung wird vereinfacht.
  • Genetische Lebensmittel werden stärker kontrolliert als konventionelle.
  • Die Pflanzen würden durch die neuen Gene veredelt und dadurch gesünder.
  • Der Hunger der Dritten Welt könnte durch die genetische Anpassung an die ungünstigen Wachstumsbedingungen und die damit verbundene Ertragssteigerung erfolgreicher bekämpft werden.

GEN-Technik - Kontra

  • Es gibt keine Langzeitstudien, die eine Unbedenklichkeit der genmanipulierten Pflanzen verbürgen können.
  • Die gesamte Menschheit wird durch die Gen-Technik zu einem riesigen Experimentierfeld. Die optimale Wirkung für viele Substanzen ist ebenso wenig bekannt wie die Grenze zur Schädlichkeit.
  • Es besteht die Gefahr, dass weitere Antibiotika wirkungslos werden, da viele genveränderte Pflanzen antibiotika-resistente Gene enthalten.
  • Allergiker werden durch die neuen Proteine gegen Pflanzen, bei denen sie vorher keine Probleme hatten, allergisch.?
  • Durch die Freisetzung von genverändertem Saatgut wird der natürliche Anbau verunreinigt. Es kommt zur Vermischung z.B. durch Samenflug mit nicht genveränderten Pflanzen.

Gentechnik - Pro und Kontra

Quelle: http://www3.lifeline.de/yavivo/GesundesLeben/05Ernaehrung/25Genfood/45Pro_contra/

Pro

Klaus Dieter Jany

  • Ich sehe zunächst überhaupt keine Gefahr von diesen Lebensmitteln ausgehen. Ich sehe im falschen Essverhalten großer Teile der Bevölkerung in den Industriestaaten ein viel größeres Gesundheitsrisiko. Eine Gefahr könnte sein, dass durch die Gentechnik neue Allergien übertragen werden, beispielsweise dadurch, dass ein Nussallergen in eine Getreidesorte eingeschleust wird. Diese Getreidesorte und die Produkte daraus werden auf wissenschaftlicher Basis streng überprüft und mit Hinweis auf das Nusseiweiß gekennzeichnet. Nach der Novel Food Verordnung werden neue Lebensmittel auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit überprüft. Wenn z.B. toxikologische Tests Hinweise auf mögliche schädliche Auswirkungen ergeben, kommt eine solche Pflanze erst gar nicht auf den Markt. Insofern werden die gentechnisch veränderten Lebensmittel intensiver getestet als die konventionellen. Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany ist Molekularbiologe und Leiter des Molekularbiologischen Zentrums der Bundesforschungsanstalt für Ernährung (BFE) in Karlsruhe.

Kontra

Stefan Flothmann

  • Um der Gefahr auf den Grund zu gehen, muss man verstehen, was in der Zelle passiert. Für mich ist das, was im Moment in der Gentechnik geschieht, der Versuch, mit einem Hammer Quantenphysik zu machen. Mit der Aussage "Ein Gen wird eingebaut, um eine Pflanze resistent zu machen" wird gleichzeitig auch versucht zu sagen, dass nichts weiter geschehen ist, als dass eben diese neue Eigenschaft der Pflanze eingebaut worden ist, ähnlich einem neuen Buch, das ich in ein Regal stelle. So funktioniert jedoch die Gentechnik nicht und auch nicht die Zelle. Man weiß, dass die Gene in hohem Maße miteinander reagieren. Gene können z.B. nicht nur für eine, sondern für mehrere Eigenschaften zuständig sein (pleiotropher Effekt).
  • Beim künstlichen Einbau von Genen können durch die Interaktion mit anderen Genen außerdem Merkmale entstehen, mit denen nicht gerechnet worden ist (Positionseffekt). Die Genforscher wissen nicht, was sie tun, wenn sie z.B. eine Zelle mit Genmaterial "beschießen". Sie untersuchen zwar die Auswirkungen, sie wissen aber nicht, wo das neue Gen genau eingebaut worden ist, und sie wissen auch nichts über evtl. entstandene neue Wechselwirkungen. Nachdem z.?B. die Gentechnik-Soja von Monsanto über drei Jahre als Lebensmittel zugelassen war, haben Forscher in diesem Jahr festgestellt, dass bei der Round-up-Ready Sojabohne die Resistenzgene nicht nur einmal, sondern in dreifacher Ausfertigung und an drei verschiedenen Stellen im Erbgut eingebaut worden sind. Positionseffekte sind also an drei verschiedenen Stellen zu erwarten. Welche Merkmale daraus resultieren, weiß keiner.

Stefan Flothmann ist Biologe und Leiter des Bereichs Gentechnik bei Greenpeace in Hamburg

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