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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1202

Der Ruf nach Gerechtigkeit

Gerechtigkeit! Was für ein Wort! Der Ruf nach Gerechtigkeit war auch zur Zeit Jesu äußerst populär. Das Volk litt unter der Besetzung der Römer. Man konnte nicht tun, was man gerne wollte, und stand, wenn man sich nicht anpassen konnte, irgendwie immer in Gefahr. Die Willkür der Soldaten, die harten Steuern und die zahlreichen Einschränkungen veranlassten so manche, einen Aufstand gegen die Besatzer anzuzetteln. Das darauf folgende Blutvergießen ließ nicht lange auf sich warten.

Wollte auch Jesus mit seinem "Selig sind die, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit" einen solchen Aufstand vorbereiten? Nein, er war nicht der Mann, der mit Gewalt sein Recht einforderte. Obwohl sich so manch einer einen solchen charismatischen Führer mit Wunderkräften an der Spitze eines Heeres gewünscht hätte; mit Jesus konnte er für solch einen Plan sicher nicht rechnen. Das sollte auch Petrus später hautnah erleben, als Jesus ihn aufforderte, das Schwert wegzustecken. Für das Reich, für das Jesus kämpfte, galten andere Waffen. Gerechtigkeit war im Sinne Jesu etwas viel Tieferes. Es war weit mehr als nur eine gerechte Verwaltung, gerechte Aufteilung oder Ähnliches. Es ging Jesus nicht in erster Linie um rundum perfekte äußerliche Verhältnisse. Das war nicht die Bedingung für ein Leben mit Gott, sonst hätte Jesus damals zuerst einmal die römischen Besatzer aus dem Land werfen und der Korruption im Handel und selbst in der Religion ein Ende bereiten müssen. Nein, Jesus war auch ein Beispiel darin, wie man unter den widrigsten Umständen persönliches Glück und Frieden bewahren kann. Es wäre auch recht weltfremd gewesen, wenn die äußeren Umstände ausschlaggebend dafür wären. Die christliche Botschaft wäre nur eine realitätsferne, humanistische Lehre gewesen, für die zu sterben es sich nicht lohnen würde.

Jesus ging es in erster Linie um den Menschen. Es ging ihm um das Herz und um die Beziehung des Menschen zu Gott. In diesen beiden Dingen lag schon immer das Geheimnis des echten, beständigen Glücks. Widrige Umstände und ungerechte Mitmenschen wird es immer geben, solange diese Welt besteht. Nicht dass der Mensch sich nicht für weltliche Gerechtigkeit einsetzen könnte, doch seine Erwartungshaltung sollte realistisch bleiben. Einen Himmel auf Erden wird es erst dann geben, wenn Gott am Ende der Zeiten diesen schaffen wird.

Ganz persönlich

Es ist keine Kunst, in den Chor der Unzufriedenen einzustimmen und sich so über die herrschenden Ungerechtigkeiten aufzuregen. Das macht "jeder" und man lenkt damit nicht selten von sich auf andere. Viel mehr Mut und Ehrlichkeit braucht es, sich über sein eigenes Leben Gedanken zu machen. Wo setze ich selbst Unrecht oder wo trage ich persönlich zur Ungerechtigkeit bei? Nach seinen Seligpreisungen wies Jesus konkret auf solche Beispiele hin: Unrecht beginnt schon in den Gedanken. Ob Mord oder Ehebruch - was sich alleine schon im Kopf abspielt, ist Ungerechtigkeit. Mit etlichen Beispielen wies Jesus auf den Alltag hin, in dem der Einzelne gegenüber Gott und dem Nächsten schuldig geworden war. Jesus beschränkte sich aber nicht darauf, Unrecht aufzuzeigen. Der Kern der Botschaft war im wahrsten Sinne des Wortes befreiend. Die Zuhörer sollten wissen, dass Gott sie liebt, sie von allem Unrecht befreien möchte und für sie eine Zukunft vorbereitet hat, die alles Vorstellbare übertrifft. Das sollten sie nie vergessen und sich das in all ihren täglichen Mühen vor Augen halten: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit ..." Matthäus 6,33

Der Hunger und Durst nach dieser Gerechtigkeit sollte nicht erst gestillt werden, wenn Gott eine neue Erde schafft. Es konnte sich schon mitten unter den widrigen Umständen erfüllen. Das haben selbst Betrüger verstanden. Zachäus, der Zöllner, der sich durch Betrug bereichert hatte, empfand Sehnsucht nach dieser Gerechtigkeit. Er ließ die Worte Jesu in seinem Herzen wirken und entschloss sich für ein Leben mit Gott. Es war für ihn nun selbstverständlich, dort Unrecht gutzumachen, wo es ihm möglich war: "Und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück." Lukas 19,8 Nicht dass er sich dadurch Gunst erkaufen wollte oder sich als besonderer Gönner darstellte. Sein Handeln war einfach die Folge, dass er sein Herz geöffnet hatte. Er wusste, dass er auf die Vergebung angewiesen war, aber scheute auch nicht davor zurück, sein Leben völlig umkrempeln zu lassen. Aus einem ungerechten Nehmer wurde ein gerechter Geber.

"Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit ..." Das haben neben Zachäus viele seiner Zeitgenossen erfahren, und das erfährt bis heute jeder, der sich an Gott wendet. Je mehr diese Gerechtigkeit, die Gott schenkt, im Herzen wirkt, desto mehr versteht man die Absicht und den Charakter seines Schöpfers. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf das eigene Handeln, auf die Worte und sogar auf das Denken.

Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit wird sicher beantwortet. Zuerst geschieht das persönlich im Herzen, es wird sich dann auf das unmittelbare Umfeld auswirken und schließlich schafft Gott Gerechtigkeit für die ganze Welt. Dies wird für den einen das Ende, aber für die, die sich von Gott haben bewegen lassen, einen neuen Anfang bedeuten. Gerechtigkeit für jeden und für alle Zeiten. Wer sehnt sich nicht danach?

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