Verfasser: | Mag. Claudia Flieder |
Erschienen in: | Top Life Aktuell 1404 |
Vergebung macht frei!
"Es war doch nur ein Kavaliersdelikt", meinte er lächelnd, "nur ein kleiner Seitensprung …" "Einmal ist keinmal", dachte sie und steckte in der Umkleidekabine den neuen Schal in ihre Handtasche ... Kennen Sie solche Gedanken? Vielleicht kommen Sie Ihnen fremd vor, denn Sie haben sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Tatsächlich?
Ganz ehrlich gefragt: Wer könnte das von sich behaupten? Wer hat noch eine wirklich "weiße Weste"? Vielleicht hat uns unser Gewissen vor dem einen oder anderen Schritt gewarnt, vielleicht war uns bei der kleinen Lüge, beim Betrug, beim heimlichen Diebstahl, bei der bösen Tratscherei nicht wohl zumute, doch wir haben dieses Warnsignal ignoriert und uns entschieden, auch einmal unkorrekt zu sein. Zugegeben: Die Gesellschaft macht es uns heute ganz leicht. Was ist schon "Schuld"? Alles lässt sich irgendwie erklären und schönreden, argumentieren und verharmlosen. "Egoismus macht gesund", heißt es auf dem Werbeplakat. "Tu, was dir Spaß macht!", lautet die Devise heute, "schau nur auf dich!" Schuld? Das war einmal, heute sind wir weiter, und überhaupt: Schuld sind immer die anderen – ich nicht.
Schuldverschiebung
Dieses Denken hat "Methode". Schon die ersten Menschen schoben einander die Schuld am Sündenfall zu, als sie sich vor Gott rechtfertigen wollten. So heißt es in 1.Mose 3,11-13 (ELB): "Und Gott, der HERR, rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? Da sagte er: Ich hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchtete mich, weil ich nackt bin, und ich versteckte mich. Und er sprach: Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, du solltest nicht davon essen? Da sagte der Mensch: Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß. Und Gott, der HERR, sprach zur Frau: Was hast du da getan! Und die Frau sagte: Die Schlange hat mich getäuscht, da aß ich."
Es fällt uns schwer, Schuld einzugestehen. Das mag mit Angst vor den Konsequenzen zu tun haben, mit Scham, mit der Sorge um den guten Ruf… Doch was passiert, wenn wir Schuld verschieben, leugnen oder verharmlosen?
Unter der Oberfläche
Da ist zum einen der Schmerz der betrogenen Ehefrau, für die eine Welt zusammenbricht. Da wird zum anderen eine Firma geschädigt oder Vertrauen missbraucht. Da sind Kinder, die ihre Familie verlieren. Da sind Kränkung, Enttäuschung, Verlust und Leid. Wie wir es auch drehen und wenden – Schuld zerstört, macht kaputt, entfremdet, hat böse Folgen. Schuld ist ein ernstes Problem. Ja, unbewältigte Schuld belastet den Menschen und macht ihn krank. Schuld macht unfrei - wir landen damit in einem inneren Gefängnis. Die Lösung dafür? Man findet sie weder beim Arzt noch beim Apotheker, weder in Lifestyle-Magazinen noch bei selbsternannten Gurus. Es gibt nur einen einzigen Ausweg aus dem Dilemma: Jemand müsste sie uns wegnehmen. Jemand müsste uns von der Schuld befreien - denn alleine können wir sie nicht tragen. Jemand müsste uns vergeben. Doch wohin gehen mit der persönlichen Schuld? Wer ist bereit, mir diese Last abzunehmen?
Der Ausweg
Was Menschen nicht können, das machte Gott. Er kennt unsere Lage, er kennt auch mein persönliches Versagen. Schuld ist nicht gut – auch nicht bei Gott. Er verharmlost unsere Schuld nicht, drückt nicht beide Augen zu, redet sie nicht schön – aber er schuf einen ganz realen Ausweg.
Als Jesus auf die Erde kam, tat er es, um uns von der Schuld zu befreien. Er, der einzige Sündlose, nahm den "Schuldenrucksack" der Menschheit auf sich. Er trug ihn bis ans Kreuz. Er, der Unschuldige, wurde schuldig - durch mein Unrecht. Ich darf dafür wieder befreit weitergehen, erlöst von dieser drückenden Last. In Jesus habe ich Frieden und Vergebung erfahren. So viel war Gott unsere Befreiung wert, so viel hat er dafür eingesetzt – das Leben seines geliebten Sohnes.
Haben Sie schon davon gehört? Niemand braucht seine Schuld mit ins Grab zu nehmen. Gehen Sie damit zu Gott, legen Sie Ihre Last in seine Hände, bitten Sie ganz konkret um Vergebung für das, was Ihrem Gewissen keine Ruhe lässt – und nehmen Sie den Ausweg an, den Gott Ihnen anbietet: Vergebung. Sie müssen dafür nichts bezahlen oder irgendwelche Leistungen erbringen. Gott vergibt uns, um uns einen Neuanfang zu ermöglichen. Sie könnten für Ihre Schuld ohnehin nicht bezahlen – das hat schon Jesus für Sie getan! So heißt es im Johannesevangelium: "Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat" (Johannes 3,16).
Schuld bekennen
Sie sagen, dass es nicht einfach sei, seine Schuld Gott zu bekennen? Nun, das ist wohl Ansichtssache. Stellen Sie sich vor, Sie hätten riesige Schulden angehäuft und ein Multimilliardär käme zu Ihnen auf Besuch und würde Ihnen anbieten, jeden Schuldschein, den Sie ihm bringen, zu tilgen. Würden Sie da nicht freudig losrennen und alle derartigen Scheine suchen, die Sie in Ihrem Haus finden können? Genauso ist es, wenn Gott uns in Jesus Christus die Vergebung all unserer Sünden anbietet. Gibt es denn etwas Schöneres, als alle Schuld vergeben zu bekommen, wenn man sie einfach Gott bekennt und sagt: "Es tut mir leid" – vorausgesetzt, es tut einem wirklich leid und wir nicht nur schöne Worte machen? Wenn wir ehrlich zu uns selbst und zu Gott sind, gilt uns seine Zusage: "Doch wenn wir ihm unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns vergibt und uns von allem Bösen reinigt." (1. Johannes 1,9)
Vergebung schenken
Das klingt zu schön, um wahr zu sein? So etwas gibt es nicht "gratis"! Sie haben recht. Eine Bedingung ist nämlich an die Vergebung geknüpft: Dass wir selbst auch anderen vergeben! Davon erzählt Jesus in einem Gleichnis: "Deswegen ist es mit dem Reich der Himmel wie mit einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Als er aber anfing abzurechnen, wurde einer zu ihm gebracht, der zehntausend Talente schuldete. Da er aber nicht zahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und die Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen. Der Knecht nun fiel nieder, bat ihn kniefällig und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen. Der Herr jenes Knechtes aber wurde innerlich bewegt, gab ihn los und erließ ihm das Darlehen. Jener Knecht aber ging hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war. Und er ergriff und würgte ihn und sprach: Bezahle, wenn du etwas schuldig bist! Sein Mitknecht nun fiel nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, und ich will dir bezahlen! Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er die Schuld bezahlt habe. Als aber seine Mitknechte sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt und gingen und berichteten ihrem Herrn alles, was geschehen war. Da rief ihn sein Herr herbei und sprach zu ihm: Böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. Solltest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmt haben, wie auch ich mich deiner erbarmt habe?" (Matthäus 18,23-33)
Die Vergebung verpflichtet uns, selbst barmherzig zu sein und anderen, die an uns schuldig geworden sind, zu vergeben. Das ist freilich nicht leicht, fordert uns heraus. Doch in solchen Situationen halte ich mir immer wieder vor Augen, wie viel Vergebung ich bei Gott erfahren habe. Wie sollte ich dann hartherzig sein? Wenn wir so leben, dass wir Gottes Vergebung für uns in Anspruch nehmen und dem anderen verzeihen, ist ein Stück Frieden auf dieser Welt geschaffen worden ... Gottes Vergebung ist unsere Chance auf einen Neuanfang. Wir sind eingeladen, sie anzunehmen!
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Erschienen in: Top Life Aktuell 1004