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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:803

König Fußball

Wenn etwas doch nicht so rund ist, wie es scheint

© michanolimit - Fotolia.com
"44 Fußballbeine rasen hin und rasen her, doch das Spielfeld ist begrenzt und das macht‘s besonders schwer ..." – so begann der humorige Beitrag des Komikers Fredl Fesl zum Fußballfieber der 70er Jahre, das bis heute anhält. Die Euro 2008, die Österreich zusammen mit der Schweiz austrägt, verspricht wieder ein Höhepunkt für Fußballbegeisterte zu werden. Wenn die aufgeregten Schilderungen der Fußballkommentatoren die Stimmung von den Stadien ins ganze Land tragen, kribbelt es auch bei Sportskeptikern. Gemeinschaftliche Freude und Begeisterung waren ja schon immer ansteckend.

Aber auch ganz andere Seiten des an sich harmlosen Sports hinterlassen Eindrücke. Der Sport mit dem runden Leder hat sich schon längst von einem harmlosen Geschicklichkeitstest und Zeitvertreib zu einem professionellen Wirtschaftszweig entwickelt, der dem Wort "Spiel" eine völlig neue Bedeutung gibt. Es geht um Prestige, Einfluss, Macht und vor allem um Geld, um unverschämt viel Geld – wie auch in vielen anderen Sportarten.

Spieler werden gehandelt und müssen daher auf ihren Marktwert achten – gespielt wird im Team, gekämpft wird alleine. In vielen Fußballklubs beläuft sich ein mittleres Gehalt eines Fußballers auf etwa 120 000 Euro netto im Monat. Das sind 10 000 Euro am Tag – ohne Abzüge! Die Spitzenverdiener erhalten ein Vielfaches davon. Selbst in Österreich, dem Fußballzwerg, kommen manche Spieler immerhin auf 70 000 Euro monatlich. Der "einfache" Fan, der "seinem" Star zujubelt, bezieht gerade mal 2% dieses Einkommens. Der deutsche Bundestagspräsident Norbert Lammert prangerte kürzlich die Gehaltspolitik der Sportklubs scharf an: "Wenn der wohlhabendste deutsche Fußballklub einen brasilianischen Jugendlichen für 14 Millionen Euro kauft und mit einem Einkommen ausstattet, das die meisten Familienväter über Jahre in harter Arbeit nicht erwirtschaften können, sind Maßstäbe verloren gegangen."

Faszination Sport

Warum der Sport so fasziniert, manchmal gegen alle Vernunft, hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass wir uns gerne gegenseitig messen, wer der Bessere, der Schnellere, der Stärkere oder der Geschicktere ist. Aber da dies doch recht viel Einsatz kostet, lassen wir gern andere für uns strampeln, springen, rudern, schwimmen oder eben 90 Minuten den Ball mehr oder weniger geschickt treten. Dieser Luxus kostet natürlich. Nicht nur die Eintrittskarten berappen wir, auch bei den Übertragungsrechten, den Förderungen und bei allen Werbeprodukten zahlen wir brav alle mit – schließlich werden die Werbekosten auf die Produkte aufgeschlagen und somit an die Kunden, ob sie nun Sport mögen oder nicht, weiterverrechnet. So viel müssen uns das Glück und die Spannung ja wohl wert sein. Das Leben wäre ja sonst viel zu langweilig, und man wüsste ja mit seiner Freizeit sonst gar nichts anzufangen – meinen zumindest die Sportbegeisterten. Tatsächlich waren Spiele schon im alten Rom ein nicht unwesentlicher Faktor, um die Menschen bei Laune zu halten. Allerdings müssen wir für‘s Brot, im Gegensatz zu früher, heute schon selbst sorgen – und das nicht nur für uns.

Religiöse Dimensionen

Wenn Spieler Fußballgötter, Stadien Tempel und Fangesänge Hymnen genannt werden, dann bekommt man den Eindruck, dass Sport religiöse Dimensionen erreicht. Menschenmassen pilgern fähnchenschwingend unter Freudengesängen zu den Austragungsorten. Diejenigen, die keine Karten ergattern konnten, amüsieren sich in den eigens eingerichteten Fanmeilen.

Die beeindruckenden Gesänge und Riten in den Stadien, die Begeisterung vor den riesigen Videowalls sowie die gebannten Blicke auf die Bildschirme in den Wohnzimmern, Gaststätten oder Vereinsräumen verstärken den Eindruck, dass es da um wirklich Entscheidendes im Leben geht.

Weil die Spiele doch härter sind, als der Name es vermuten lässt, müssen natürlich bewährte Richter, wenn schon nicht für Ruhe, so zumindest für Ordnung sorgen. Fredl Fesl meinte dazu in seinem humorvollen Gedicht: "Einer ist gar schwarz gekleidet und hat ein Ding, auf dem er pfeift. Und die Spieler sind beleidigt, wenn er in die Taschen greift."

Dass dieser Griff nicht selten daneben geht, nimmt man bestenfalls kreischend und schimpfend in Kauf. Man wüsste zwar, wie es besser geht, aber man will ja dem Spiel nicht den Reiz nehmen. Fehlpfiffe gehören genauso wie Fouls einfach dazu. So war es bis jetzt und so soll es immer bleiben – argumentieren die einen. Andere wollen ein Tele-Schiedsgericht einführen, das sein Urteil aufgrund der Super-Zeitlupe auf den Monitoren fällt. Einer anderen Gruppe ist das überhaupt egal, weil sie sich sowieso prügeln wollen. Gründe findet man ja genug dafür.

"We are the Champions"

Faszinierend am Fußball ist das plötzlich auftretende Gefühl der Zusammengehörigkeit. "Wir haben gewonnen" – jubelt auch derjenige, der mit diesem runden Ding sonst nicht so viel anzufangen weiß. Dieses Wir-Gefühl ist sicher eines der aufregendsten Dinge in diesem Sport und kann wohl ein wertvoller Beitrag für das Miteinander sein; wenn da nicht diese Kurzlebigkeit und das Klubdenken wären. Wenn Stühle und Tische dem "Gegner" um die Ohren fliegen oder verbale Hassattacken über die Sicherheitszäune gebrüllt werden, scheint es mit der friedenstiftenden Einigkeit doch nicht so weit her zu sein. Spätestens wenn die gesellige Bierlaune verflogen ist, könnte man doch dem einen oder anderen an die Gurgel gehen. Das Fähnchen wird ein- und das Kriegsbeil wieder ausgegraben. Zeit, dass die nächste Meisterschaft wieder kommt.

Das kurzfristige, aber doch nicht zu unter­schätzende Wir-Gefühl nimmt auch auf anderen Gebieten immer wieder seltsame Formen an. "Wir sind Papst", so brachte 2005 die größte Tageszeitung Deutschlands die Euphorie auf den Punkt, nachdem ein deutscher Bischof, laut katholischer Lehre, zum Stellvertreter Christi auf Erden gewählt wurde. Und Hunderttausende pilgern regelmäßig zu ihrem Superstar, vorbei an unzähligen Souvenirständen, die das Konterfei oder den Schriftzug dessen tragen, der sich von den Massen feiern lässt. Diese Phänomene können Angst machen. Zu welchem „Wir-Gefühl“ werden die Massen, außer dass sie bereitwillig das bezahlen, was sie verehren, noch bewogen werden? Wäre es nicht an der Zeit, einmal den Kult bestimmter Dinge ernstlich zu hinterfragen? Immerhin gibt es ja eine fast unüberschaubare Anzahl von Stars und Sternchen, die nicht nur unverschämt viel verdienen, sondern rund um den Globus bewundert, verehrt und begehrt werden, und das nur, weil sie in irgendeiner gar nicht so wichtigen Sache etwas besser sind als andere – oder zumindest so tun, als ob.

Wofür es sich lohnt

Im Zusammenhang mit der Begeisterung der EURO 2008 drängen sich da ein paar Gedanken auf. Wie wäre es, wenn wir uns mit derselben Begeisterung und dem gleichen Aufwand für eine gerechtere Welt einsetzten, in der die große Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Überfluss und Hunger entscheidend verringert würde? Was wäre, wenn sich die Wirtschaftskonzerne mit Unterstützung der politischen Kräfte für gerechtere Entlohnung, genügend und sichere Arbeitsplätze und eine Entschärfung im Konkurrenzkampf auf dem beinharten Kapitalmarkt einsetzen würden? Ist es wirklich so abwegig, die Mittel so verwenden, dass viele etwas davon haben? Das würde uns nicht nur etwas die Freizeit versüßen, sondern hätte dann wirklich mit unserem Leben zu tun. Da sich daraus aber kein Kapital schlagen lässt, wird das wohl ein Wunschtraum bleiben. Es ist auch nicht unbedingt die Aufgabe von christlich-motivierten Blättern, diesen Kampf auf ihre Fahnen zu heften. Und doch hat es Sinn, dieses Thema anzusprechen. Nicht weil man die riesige Maschinerie von Profit und Macht verändern oder gar stoppen könnte, sondern weil es unserem Schöpfer um den einzelnen Menschen und um sein Wohl in allen Lebensbereichen geht. Gott möchte nicht einfach die Masse für etwas begeistern, bei dem es nur um Sachen geht, die nebensächlich und im Grunde genommen recht unwichtig sind. Es geht ihm um unser Herz und nicht um unser Geld. Es geht ihm nicht darum, einige "Kaiser" zu schaffen, auf die alle mit Bewunderung blicken und die bevorzugt auf Kosten der Untergebenen im Luxus schwelgen.

Das wahre Leben

Durch das Leben Jesu können wir erkennen, was Leben in Wirklichkeit ist. Sein Interesse am Wohl des Anderen, der Verzicht auf seinen Vorteil und das Mitgefühl für die Gestrandeten bleiben eindrucksvoll für alle Zeiten bestehen. Was wäre, wenn alle Kraft, Macht und alles Geld für diese Sache eingesetzt würden? Wir hätten den Himmel auf Erden. Dazu müssten wir uns aber wieder auf unsere Herkunft und Bestimmung besinnen und vor allem den Worten und Lehren Jesu den gebührenden Platz einräumen. Es liegt an unserer persönlichen Entscheidung, wie weit wir mit dem Strom schwimmen oder uns die Grundsätze Jesu zu eigen machen wollen. Übrigens, in der Bibel wird vorausgesagt, dass es uns nicht gelingen wird, auf dieser Erde Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen. Aber gerade weil unser Planet ein Ablaufdatum hat sollten wir die Zeit nützen, uns auf eine bessere Welt vorzubereiten, die Gott schaffen wird. Auch das ist uns vorausgesagt. Da wird es dann Jubelgesänge geben, nicht weil sich ein rundes Stück Leder ins Tor verirrt hat, sondern weil das eingetroffen ist, wonach sich alle Welt sehnte.

Das "Oberste Schiedsgericht"

Und noch etwas: Der oberste „Schiedsrichter“ macht keine Fehler. Er trifft keine falschen Entscheidungen und übersieht nichts. Niemand kann versteckte Seitenhiebe austeilen, ohne dass es bemerkt wird. Da es aber keinen "Spieler" gibt, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, hat dieser "Schiedsrichter" beim "Obersten Schiedsgericht" bewirkt, dass alle, die sich auf ihn berufen und sich nach seinen "Spielregeln" halten wollen, freigesprochen werden. Das ist die wahre Sensationsmeldung, die es zu beachten gilt. Wie lange das "Spiel" noch dauert, wissen wir nicht, aber vieles deutet darauf hin, dass wir uns schon in der "Nachspielzeit" befinden. Werden Sie nach dem "Abpfiff" auf der Seite der Gewinner oder der Verlierer stehen?

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